Franziskanische Orden und Integration der Flüchtlinge

Die Integration der Flüchtlinge zu fördern wird in den nächsten Jahrzehnten auch für die franziskanischen Orden eine grosse Herausforderung sein. Davon zeigten sich die Missionsverantwortlichen der Kapuziner des nordwestlichen Europa überzeugt, als sie sich während der letzten Aprilwoche in Reute am Bodensee zu ihrer jährlichen Werkwoche trafen.

Indem der Ordensgründer Franz von Assisi mitten in einem blutigen Kreuzzug mit den Sultan von Ägypten auf Augenhöhe traf, zeigte er der ganzen Kirche eine Richtung auf, der sie leider nicht gefolgt ist. Der Franziskaner Udo Schmälzle erinnerte in seinem Eröffnungsreferat daran.
Es wäre der Menschheit viel Leid erspart geblieben, wenn sie den franziskanischen Weg des friedlichen Dialogs mit den Muslimen gegangen wäre, meinte der ehemalige Professor für Pastoraltheologie und Religionspädagogik an der Universität Münster. Leider hätte die katholische Kirche erst viele Jahrhunderte später die Sicht des Heiligen aus Assisi im Konzilsdokument über die Religionsfreiheit aufgenommen.
Ängste und rassistische Äusserungen
Mit Blick auf die heute weit verbreitete Ablehnung der Flüchtlinge sagte Udo Schmälzle, die feindliche Haltung gegenüber Fremden habe „ihre tiefen Wurzeln in der Angst des Einzelnen um die eigene Existenz und in der Verabsolutierung von kulturellen, nationalen oder religiösen Macht- und Wahrheitsansprüchen“.
Der Referent warnte mit einem Zitat des früheren tschechoslowakischen Präsidenten Vaclav Havel vor fremdenfeindlichen abwertenden Bemerkungen über Fremde. Im Gedenkbuch des Theresienstädter Konzentrationslagers hatte dieser geschrieben: „Tief in der letzten zufälligen antisemitischen Bemerkung oder unwillkürlich rassistischen Äusserung ist das Phänomen der Gaskammer oder des Progroms verborgen.“
Abraham als Stammvater
Der Münchner Kapuziner und Missionswissenschaft er Othmar Noggler, der trotz seinen 81 Jahren die Tagung souverän leitete, gab zur Frage der Integration von Fremden einige biblische Impulse. Die Quintessenz der neutestamentlichen Botschaft bestehe darin, im „Geringsten“ Jesus Christus zu begegnen. Weiter wies er darauf hin, dass der Islam, das Judentum und das Christentum einen gemeinsamen „Stammvater“ haben, nämlich Abraham.
Ali Ipek, der Beauftragte für interreligiösen Dialog im Bundesland Baden-Württemberg, ging weiter auf die Verbundenheit der „abrahamitischen Religionen“ ein. Sie stünden in einer Schicksalsgemeinschaft. Wenn die säkularisierte Gesellschaft heute die Muslime an den Rand dränge, werde dies bald auch mit den Christen und den Juden geschehen.

Weiterbildung
Die Missionsverantwortlichen der Kapuziner im deutschen Sprachraum, in Frankreich, Belgien, Holland sowie in Irland und Malta treffen sich jährlich zur Weiterbildung, zum Erfahrungsaustausch und zur Planung gemeinsamer Projekte. In Reute beschlossen sie, in ihren Provinzen Weiterbildungsangebote zum Thema der Integration zu entwickeln, zu denen auch Aussenstehende eingeladen werden.