Vor 150 Jahren starb Theodosius Florentini

Theodosius Florentini

Mitte Februar vor 150 Jahren starb in Heiden der grosse Kapuziner-Sozialpionier Theodosius Florentini. Provinzial Agostino Del-Pietro hielt an der Gedenkfeier eine bemerkenswerte Predigt. Wir dokumentieren den Schluss. Wir könnten ihn als Vorbild nehmen. Doch da könnte jemand entgegnen: Gewöhnlich nehmen sich die Katholiken als Vorbilder Heilige; P. Theodosius ist keiner! Ja, das stimmt, P. Theodosius ist nicht ein von der katholischen Kirche heiliggesprochener Heiliger. Denken wir aber auch daran, dass es eine seiner grössten Sorgen und literarischen Bemühungen war, entlang dem Beispiel aus dem Leben der Heiligen entdecken zu lassen was die Hefe (das Ferment), die Inspiration, den Geist ausmacht, welcher das Leben und Wirken jedes Christen beseelen soll.

Man kommt nicht aus dem Staunen heraus über die Fruchtbarkeit des Wirkens dieses Kapuziners. Voll beschäftigt wie er war, um die unzähligen sozialen Initiativen am Leben zu erhalten, seinen offiziellen Aufgaben, welche er darüberhinaus im Orden und in der Ortskirche zu erledigen hatte, nachzukommen und da fand er in den letzten sechs Jahren seines Lebens noch Zeit, um ein Werk mit dem Titel “Leben der Heiligen Gottes” zu schreiben. Dieses Werk, erschienen in vier Bänden, zählt insgesamt 3000 Seiten und wurde in der von P. Theodosius selber gegründeten Druckerei hergestellt. In diesem Werk wird für jeden Tag das Leben eines Heiligen erzählt, an welche der Autor dann jeweils noch eine Unterweisung anfügt. Das Werk “Leben der Heiligen Gottes” enthält einen “Unterricht über die not-wendige Anstrengung, um heilig zu werden”.

Leider wurde. Theodosius Florentini nicht heilig gesprochen, weil er vermutlich in seinem so leidenschaftlichen Ordensleben einige exzessive Risiken, vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet, eingegangen war.

Besondere Sympathie dürfte P. Theodosius hingegen wenigstens in den Augen des gegenwärtigen Papstes ernten. Denn bei vielen Gelegenheiten und besonders in seinem Schreiben Evangelii gaudium sagt dieser: “Mir ist eine ‚verbeulte’ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist.“

Zu P. Theodosius können wir nicht wie zu einem kanonisierten Heiligen beten; sein Leben und sein Wirken kann hingegen ein Anreiz sein selber mit Leidenschaft unser christliches Leben zu leben, sei es als Laie, sei es als Ordenschrist. “Mit dem lieben Gott bin ich Tag und Nacht beschäftigt, in ihm lebe und webe ich“. So beschrieb P. Theodosius sein Ordensleben. Dies war das Lebensmittel (Vitamin), welches ihn ernährte, dies war das Lebensmittel, welches er grosszügig verteilte.

Ein Lebensmittel, welches auf jeden Fall auch unserem christlichen Leben nicht schaden wird.