Bischof von Südarabien in Luzern

Der Schweizer Kapuziner Paul Hinder, informierte am Freitag, 28. Februar, über das kirchliche Leben in seiner Diözese. Er kam auch auf den schon lange andauernden Bürgerkrieg in Yemen zu sprechen, dem Land, in dem Mitte des 19. Jahrhunderts die erste Kirche auf arabischem Boden gebaut wurde – damals noch mit Türmen. Am Krieg sei die Schweiz nicht ganz unschuldig: durch Waffenlieferungen …

Arabien: Kirche von und für Migranten
In seiner Diözese gebe es praktisch keine einheimischen Christen. Dies betonte der Kapuziner Paul Hinder, Bischof von Südarabien, am 28. Februar 2020 in seinem Vortrag in der Peterskapelle Luzern. Und er sprach von einer «Kirche von Migranten für Migranten». Hier zuerst stichwortartig einige Infos über die Gläubigen in Arabien.

Verheiratete Priester

  • Die meisten Priester der Diözese, nämlich 41, sind Kapuziner aus den Herkunftsländern der Gläubigen (vor allem Indien, Philippinen, Libanon …). Unter den übrigen Priestern sind zwei verheiratet. Diese stammen aus dem Libanon und der Ukraine.
  • Eine wichtige Rolle spielen die kirchlichen Schulen, in denen auch Muslime, Hindus usw. von Ordensfrauen unterrichtet werden. Insgesamt zählen sie 25’000 Schüler und Schülerinnen. Der Unterricht soll auch für Kinder aus Familien mit kleinem oder mittlerem Einkommen erschwinglich sein.
  • Wichtig ist auch der Religionsunterricht, der von 1600 unbezahlten Katechetinnen und Katecheten erteilt wird. Jedes Wochenende werden 30’000 Kinder unterrichtet.

Papstbesuch
Ausführlich kam der Bischof von Südarabien auf den Papstbesuch vom letzten Jahr zu sprechen. Die Regierungen hätten «sich voll ins Zeug gesetzt und Grossartiges geleistet». Anlass war die Unterzeichnung des Dokumentes «Geschwisterlichkeit», das zu einem bessern Einvernehmen zwischen Muslimen und Christen führen soll. Das Papier sei nicht vom Himmel gefallen. Zu den Wegbereitern gehörten schon Papst Johannes XXIII., das Konzil und zum Beispiel auch Johannes Paul II. mit seiner Einladung zum interreligiösen Gebet, das 1986 erstmals in Assisi stattfand.

Bischof Paul gab Anweisungen, dass das Dokument auf allen Ebenen seiner Diözese bekannt gemacht und umgesetzt wird. So muss es in den kirchlichen Schulen in den Unterrichtsplan aufgenommen werden.

In Abu Dhabi, wo Paul Hinder wohnt, ist ein «Abrahamitisches Haus der Brüderlichkeit/Geschwisterlichkeit» geplant, das eine Moschee, eine Synagoge und eine Kirche umfassen wird. https://www.baublatt.ch/bauprojekte/abu-dhabi-ein-ort-fuer-drei-religionen

Jemen: «Zum Weinen»
«Es ist zum Weinen», sagte Paul Hinder, als er auf Jemen angesprochen wurde, dem Land, das neben den Vereinigten Arabischen Emiraten und Oman zu seiner Diözese gehört. Es sei ihm ein Rätsel, wie der Konflikt (Bürgerkrieg) gelöst werden können. Auf jeden Fall sei eine gerechtere Verteilung der Ressourcen die Voraussetzung für den Frieden.

Die «katastrophalen Eingriffe von aussen» müssten zurückgedrängt werden, betonte der Bischof. Er sprach damit auch die Waffenlieferungen an. Beim Waffenhandel sei auch die Schweiz beteiligt: «Wir Schweizer leben nicht in paradiesischer Unschuld.»