Bistumsleitung in Chur – eine Geisterfahrt

Mich beschäftigt schon längere Zeit die Frage, was wohl in den Köpfen von Herrn Grichting und Herrn Gracia ablaufen mag. Merken sie wirklich nicht, dass unter ihren Ratschlägen und Ränkespielen mittlerweile ein ganzes Bistum an die Wand gefahren wird? Diese Bistumsleitung hat schweizweit den schlechtesten Ruf. Die Leute wenden sich in Scharen ab, viele formal-explizit, andere innerlich. Ausser einer sehr kleinen Schar von tiefkonservativen «Aufrechten» erwartet niemand mehr ernsthaft etwas Gutes von diesen Männern in Chur. Was wohl in ihren Köpfen vorgehen mag? Es kann doch nicht sein, dass sie so selbstgerecht sind, dass sie sich erhaben fühlen über die Leitungsgremien und die Politik in den anderen Schweizer Bistümern, die immerhin noch von viele Menschen mit kritischer Freude mitgetragen werden. Es kann doch nicht sein, dass sie mit voller Absicht die Kirche in diesem Bistum zerstören wollen. So viel böse Absicht mag ich ihnen nicht unterstellen. Ich billige ihnen immerhin guten Glauben zu, etwa so wie bei einem Geisterfahrer auf der falschen Seite der Autobahn, der sich ärgert über die vielen ‚Falschfahrer‘, die ihm entgegenkommen.


Willi Anderau

Willi Anderau, geb. 1943. Mitglied des Kapuzinerordens seit 1965. Ausbildung in Theologie und Journalistik an der Universität Fribourg. Lebt im Kapuzinerkloster Wesemlin, Luzern. Er war während 17 Jahren bischöflich Beauftragter für Radio und Fernsehen in der Deutschschweiz. Engagiert sich in der Seelsorge und in kirchenpolitischen Themen.