Das Fremde liegt so nah

Missionarische Bildung in den Zeiten der Globalisierung

Die heutige Gesellschaft ist eine multikulturelle Gesellschaft geworden. Schwarze, Indios, Muslime, Hindus etc. leben in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Viele Klassen in Schweizer Kindergärten und Schulen sind bunte Völkchen. Niemand weiss, ob er morgen nicht eine Maori oder einen Thai zum Verwandten hat. (…)

Durch die Relativierung der Werte verlieren kirchliche und staatliche Autoritäten an Macht und Einfluss. Emanzipation und Individualisierung sind die Stichworte für den gegenwärtigen gesellschaftlichen Prozess. Freiheit ist die neue Definition des Menschen. Der einzelne Mensch ist auf sich geworfen und macht sich seine Philosophie oder Religion oft patchwork-artig selber. Mission wird als Bevormundung anderer Menschen abgelehnt, auch von einer Grosszahl gläubiger Christinnen und Christen. Bleibt zu fragen: Was ist Mission? Viele Menschen sind bei der Suche nach Lebenssinn überfordert und fühlen sich alleingelassen. (…)

Propheten in Zeiten der Globalisierung

In der globalisierten Gesellschaft zelebriert der neoliberale Kapitalismus Triumphe. Was zählt ist der wirtschaftliche Erfolg, auch auf Kosten der Allgemeinheit. Alles wird kommerzialisiert, Geld ist alles. Geld spielt sich als Gott auf und versklavt die Menschheit nach Lust und Laune. Der Mensch ist nur eine Ware, Objekt der Ausbeutung, Wegwerfartikel. Die moderne weltweite Kommunikation hat viele neue Gräben und Mauern geschaffen.

Eine Aufgabe der missionarischen Bildung besteht heute darin, nach dem Beispiel der alttestamentlichen Propheten den Ungeist Mammon zu entlarven und den Menschen aus seinen Fangnetzen zu befreien. Es gilt, ihm wieder zur Freiheit zu verhelfen, die ihn herausfordert, die Villen des Egoismus, die Fabriken des Grössenwahns und die Trutzburgen der Angst zu verlassen, um Grenzen zu Menschen zu überschreiten, Gemeinschaft zu pflegen, Solidarität zu üben und Gräben zu beseitigen. Das Reich Gottes auf Erden entsteht, wo Menschen sich mitteilen und teilen, was sie haben. Weil alles Gott gehört.

José Balmer

Aus einer KAGEB-Bildungsmappe