Die Kirche überschreitet Grenzen

Angesichts des Extremismus radikaler Gruppen sind die Kirchen herausgefordert, für die Menschenrechte und den Wert des Lebens ein- und aufzustehen.

Privatisierung und Individualisierung nehmen in Ländern des Nordens zu. Gerade die Erlebnisgesellschaft und der Traditionsabbruch einer Religiosität ohne Kirche sind Kennzeichen der Gegenwart, die unser Christsein herausfordern. Es gibt eine Welle von Vereinsamung sowie seelischer und geistiger Verarmung in Stadt und Land. Kirche ist zu neuen missionarischen Engagements gefordert.
Dank innovativer Medientechniken erschliessen sich immer mehr Menschen virtuelle Welten. Neue Dimensionen von Kommunikation werden möglich. Unsere Gesellschaft ist internationaler und dadurch auch multikultureller geworden. Annahme und Fairness gegenüber Fremden in unserem Land werden zu einer aktuellen Aufgabenstellung. Wie kann politischem und auch religiösem Extremismus radikaler Gruppen oder Ideologien begegnet werden? Kirchen sehen sich herausgefordert, für die Menschenrechte und den Wert des Lebens ein- und aufzustehen.

Globalisierung
Die Globalisierung in Politik, Wirtschaft und Technik ist ein spätes Kind der Aufklärung und der Säkularisierung im Norden und beeinflusst das Leben vieler Menschen im Süden. Die Expansion der Weltwirtschaft ist eine Art missionarischer Offensivstrategie, wodurch die Chancengleichheit und die Entwicklung schwacher Staaten im Süden bedroht werden. Optionen von Kom­munikation, Technik und Entwicklung der global society erweitern sich scheinbar grenzenlos. Informationen aller Art werden im global village zugänglich und auch verwertet. Global players stehen immer mehr local sufferers gegenüber. Die Menschheit wird in ‚Gewinner‘ und marginalisierte ‚Verlierer‘ eingeteilt. Die religiöse Landkarte ist uneinheitlich geblieben. Das Christentum entwickelt sich im Süden mit einer besonderen Dynamik – gerade unter den Armen, während das Christen­tum im Norden stagniert oder rückläufig ist.

Begegnung mit Menschen im Süden
Die Sendung der Kirche in die Welt ist nicht zuerst organisationsgestützt. Sie beruht auf persönlicher Bereitschaft, das Evangelium neu in den konkreten Lebenszusammenhängen wirksam werden zu lassen. In ihrer Sendung überschreitet Kirche geographische, kulturelle und religiöse Grenzen. Angesichts einer zunehmenden Binnenorientierung in der Gesellschaft eröffnet die Begegnung mit Menschen im Süden neue Dimensionen von Religiosität. Die ökumenische Erfahrung bereichert die persönliche Spiritualität und das Gemeindeleben.

Aus: Christsein weltweit. Eine Klärung unseres Auftrags. Grundlagenpapier des Missionswerks der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern