Gestalt des «neuen Missionars»: die Einfachheit

Abschliessend sei eine Bemerkung über die vom «neuen Missionar» (ob nun, um die alten Kategorien zu gebrauchen, Missionspriester, Missionsbruder, Laienhelfer) verlangte Haltung gewagt. Die Grundhaltung kann unter dem Stichwort «simplicitas/Einfachheit» zusammengefasst werden.

Vielleicht kann sie so umschrieben werden: Einfach ist, wer völlig von sich absehen kann; wer fähig ist, spontan und ohne reflexe Anstrengung sich an sein Werk zu verlieren, ohne sich davon Prestige zu versprechen. Einfachheit wäre so etwas wie Freiheit von sich selbst.

Damit wäre der Einfache frei für den Menschen und die Situation der jeweiligen Ortskirche, an denen und für die er in Dienst genommen worden ist. Er würde sich nicht selbst den Blick verstellen (ohne den europäischen Balken, das heisst Vorurteil im Auge); er hätte die nötige Geduld, zu verstehen zu suchen und damit immer neu anzufangen (ungefähr siebenmal siebzigmal); er hätte den Mut, sich ausnützen zu lassen (er würde damit seiner Würde nichts vergeben); er würde «zur Verfügung sein», jedem und allem, was ihn um Hilfe angeht und allen, die es nicht wagen; im Übrigen würde er von seiner menschlichen Nichtigkeit (Sünder sind wir alle und Versager) und Bedeutungslosigkeit (und unnütze Knechte darüber hinaus) überzeugt, Gott im Geheimen danken, dass er an denen (den Einzelnen und der Kirche), für die er sich selbst vergessen hat, leidet und dass Gott wenigstens diesen Erfolg ihm beschert hat.

Freilich vermöchte er dies alles nicht (sicher nicht aus sich selbst), es sei denn, es wäre ihm beschieden, Gott über alles wichtig und einzig bedeutsam erfahren zu haben – oder umgekehrt -, indem er dies alles vermöchte, würde ihm gegeben sein, Gott zu lieben mit seinem ganzen Herzen…

Wie immer es mit diesen Überlegungen im Einzelnen bestellt sein mag, die missio dürfte in Zukunft von der communio her zu begreifen und in simplicitate cordis zu verwirklichen sein.

Vaticanum II, Constitutio dogmatica «De Ecclesia» (nr 13)

„Zwischen den verschiedenen Einzelkirchen besteht innige communio, was den geistlichen Reichtum, «die apostolischen Arbeiter» und die weltlichen Mittel betrifft. Die Glieder des Volkes Gottes sind aufgerufen zur communicatio der Güter; auch von den Einzelkirchen gilt das Wort des Apostels:

Dienet einander, ein jeder mit der Gnadengabe, wie er sie empfangen hat, als treffliche Verwalter der vielgestaltigen Gnade Gottes (1 Pt 4,10)“.

Josef Amstutz