Impressionen vom Franziskusweg

NNZ/fb Irgendwie steht er im Schatten des Jakobsweges. Dabei darf sich der Franziskusweg durchaus sehen lassen. Er führt zu den Wirkungsstätten des heiligen Franz von Assisi, und diese liegen in Regionen, die zu den schönsten Italiens zählen: in der Toskana, in Umbrien und im Latium. FranziskuswegAuf rund 350 Kilometern geht die Strecke von den letzten waldigen Hügeln der Toskana bis in das weite Tal von Rieti in der Provinz Latium. Sie führt durch Umbrien, das «grüne Herz» Italiens, wo auch ein Teil der historischen Seele dieses an Geschichte und Kultur reichen Landes verborgen ist.

Die leidenschaftliche Wanderin Eva Gruber hat den Franziskusweg 2010 und 2011 unter die Füsse genommen und ihre Eindrücke und Erfahrungen in einem informativen, prächtig bebilderten Buch festgehalten. Dieses ist im vergangenen Frühling erschienen. Die darin enthaltenen Impressionen gelten ebenso der Wanderroute wie auch der Natur, der Landschaft und den franziskanischen Stätten am Weg. Dadurch wird der Franziskusweg in zahlreichen Facetten erfasst. Deshalb eignet sich das Werk sowohl für Neulinge als auch für jene, die selbst schon auf diesem Pilgerweg unterwegs waren und in der Erinnerung schwelgen möchten.

Begeistert stellt die Autorin einleitend fest: «Der Franziskusweg führt nicht nur zu einer Begegnung mit franziskanischen Orten und ihrer Spiritualität, sondern lädt auch dazu ein, verträumte italienische Landschaften abseits des Touristenstroms zu erleben. Ausgehend vom spektakulär gelegenen Felsenkloster La Verna, wo der heilige Franziskus die Wundmale Jesu empfing, geht es über das Tibertal dem Apennin entlang nach Gubbio und Assisi. An Spoleto und Terni vorbei führt der Weg ins Rietital mit seinen bedeutenden franziskanischen Klöstern. Hoch über Rieti endet unser Weg beim Jakobskloster von Poggio Bustone, ein nicht nur aufgrund seiner landschaftlichen Schönheit wunderbarer Schlusspunkt: Der Ort besitzt ein besonderes Naheverhältnis zum heiligen Franziskus, weil er für ihn in seiner Suche nach dem richtigen Lebensweg eine wichtige Rolle spielte.»

Pilgern ist immer auch ein Stück Reise nach innen. Deshalb wurde das Wanderbuch mit besinnlichen Passagen aus der Feder des Schweizer Paters Anton Rotzetter gespickt, der als ausgewiesener Franziskus-Kenner gilt. So erfährt der Leser viel Faktisches zur Person dieses Heiligen, der 1205 «mit Ross und Rüstung, gepanzert und ohne Kontakt zur Erde, abgeschirmt und abgehoben von der Wirklichkeit des Lebens» aufgebrochen war, um sich im Dienste des Papstes in Schlachten zu schlagen und männliche Tatkraft zu beweisen», kurz: um Karriere zu machen.

Doch es kam anders: Franziskus lässt ab von seinem Streben nach Macht und Reichtum, nachdem Jesus ihm in einem Traum einen anderen Weg gezeigt hat, wie Rotzetter berichtet. «Warum Geld und Geltung über alles stellen? Warum sich hin und her schieben lassen von anderen, die auch nur Hin-und-her-Geschobene sind? Warum sich nicht von allem befreien, was bindet und knechtet?», fragt der Pater und erzählt dann die Geschichte des Franziskus zu Ende: «Anderntags verschenkt Franziskus Ross und Rüstung. Er lässt seine Träume nach Geld und Geltung fahren. Er weiss zwar noch nicht, was das bedeutet. Er muss noch eine ganze Weile warten, noch wiederholt kauen und durchbeten, was er in Tat und Wahrheit zu tun hat, und durch eine Schule der Verachtung gehen. Doch Christus wird ihm den Weg weisen.»

Eva Gruber: Franziskusweg:

Impressionen einer Pilgerreise. Auf den Spuren des Franz von Assisi in Umbrien, Latium und der Toskana. Tyrolia-Verlag 1012. 144 S. Fr. 39.90