Kapuziner-Kardinal lässt sich von Priesterin segnen

Mit einer einfachen ökumenischen Geste sorgte Kardinal Sean O’Malley dieser Tage weltweit für Aufsehen. Der Bostoner Erzbischof – er gilt als enger Vertrauter von Papst Franziskus – liess sich bei einem Taufgedächtnis im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes von einer evangelisch-methodistischen Pastorin mit Weihwasser ein Kreuz auf die Stirn zeichnen. In einem Bericht über den Gottesdienst auf seinem wöchentlichen Blog unter www. cardinalseansblog.org erwähnt der Kardinal den Moment mit keinem Wort, das entsprechende Foto des Bostoner Diözesanfotografs sorgte via Internet jedoch sofort für zahlreiche Reaktionen.
Mehrere katholische US-Blogger, die auch Papst Franziskus kritisch gegenüberstehen, zeigten sich fassungslos und bezeichneten O’Malleys Geste als «PR-Gag», «Schande für unsere heilige Mutter Kirche» und «Affront» gegen die katholische Lehre und Tradition. Andere wiederum lobten den Bostoner Kardinal und wollten ein weiteres Zeichen der Öffnung der Kirche durch Papst Franziskus erkennen.
Anlass für den Gottesdienst in einer methodistischen Pfarrkirche in Massachusetts war die Weltgebetswoche für die Einheit der Christen und das 50-Jahr-Jubiläum eines Besuchs von O’ Malleys Amtsvorgänger Kardinal Richard J. Cushing im selben Gotteshaus. Teil der Feier, die am «Fest der Taufe Jesu» stattfand, war eine Zeremonie zur Erinnerung an die Taufe, bei der Kardinal O’Malley und der methodistische Bischof Sudarshana Devadhar die anwesenden Christen im Altarraum mit dem Kreuz bezeichneten. Nach dem der Kardinal der methoditischen Pastorin Anne Robertson das Kreuzzeichen auf die Stirn gelegt hatte, bat O’Malley seinerseits Robertson darum. Verbunden mit den Worten «Erinnere Dich an Deine Taufe und sei dankbar dafür» habe sie dem Kardinal daraufhin das Kreuz auf die Stirn gezeichnet, schilderte Robertson später den Moment in Interviews.