Mission im Herzen des Kapuzinerordens

Mission gehört wesentlich zu einem franziskanischen Orden. Diese Überzeugung stand im Mittelpunkt des diesjährigen Treffens der Missionsverantwortlichen der deutschsprachigen Kapuziner in der Nähe von Aschaffenburg, Unterfranken (22. – 25. Oktober 2012). Die Brüder aus Deutschland, Österreich, dem Südtirol und der Schweiz befassten sich auch mit dem interreligiösen Dialog. ADK«Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt – Empfehlungen für einen Verhaltenskodex». Die Auseinandersetzung mit diesem Dokument bildete den ersten Schwerpunkt des Treffens. Es ist ein Gemeinschaftswerk des Vatikans, des Weltkirchenrates und der Weltweiten Evangelischen Allianz und wurde im vergangenen Juni veröffentlicht.

Kein Zwang

ADKEs sei das erste Mal, dass die obersten Führer der christlichen Kirchen sich gemeinsam zu den Prinzipien der Missionierung äussern, betonte der Münchner Kapuziner Othmar Noggler bei der Vorstellung des Dokuments. Er hob hervor, dass darin für die Missionsarbeit «unangemessene Methoden wie Täuschung und Zwangsmittel» eindeutig abgelehnt würden, weil sie das Evangelium verraten und andern Leid zufügen.

Weiter fordern die Kirchenführer; die Christen müssten als prophetische Zeugen auftreten, wo auch immer religiöse Verfolgungen stattfinden – also nicht nur dort, wo christliche Gläubige verfolgt werden.

Internationale Zusammenarbeit

ADK«Die Mission im Herzen des Ordens»: Beim Rückblick auf das vor einigen Wochen in Rom tagende Generalkapitel der Kapuziner wurde daran erinnert, dass der Ordensgeneral Mauro Jöhri diese Formel geprägt hat.

Ein wichtiges Thema des Kapitels sei die «internationale brüderliche Zusammenarbeit» gewesen. Wenn zum Beispiel Brüder aus Afrika und Indien in den deutschsprachigen Raum kommen, dürften sie nicht nur Löcher stopfen. Solche Einsätze seien sinnvoll, wenn dadurch die franziskanische Präsenz in Ländern mit wenig Nachwuchs gewährleistet werde und neue Projekte der Evangelisierung ermöglicht würden.

Kulturelle Unterschiede

ADK«Wir alle trugen die gleiche Kutte, hatten aber unterschiedliche Mentalitäten.» So fasste der Pole Lech Siebert als Provinzial der Kapuziner von Österreich und dem Südtirol die Stimmung auf dem Generalkapitel zusammen. Kulturelle Unterschiede seien vor allem zwischen Ost- und Westeuropa sowie zwischen Nord- und Südamerika zutage getreten. Bruder Lech gestand, dass er diese Spannungen in sich selber intensiv erfahren habe als Osteuropäer, der schon viele Jahre im Westen wirkt.

Walter Ludin