Missionarisch in der eigenen Umgebung (Teil I)

Die Sendung – Missio! – der Kirche hat als Ziel nicht nur ferne, „heidnische“ Länder. Sie betrifft auch die eigene Umgebung einer jeder Pfarrei. Diese heute nicht wichtige Überzeugung stand hinter dem 2. Pastoralforum der Kirche Schweiz (1981 in Lugano). Aus einem Papier der Versammlung:

Wesentliche Eigenschaften einer missionarischen Kirche

Zu einer kirchlichen Gemeinschaft gehört wesentlich

  •  dass sie sich als Werkzeug des Heilshandelns Gottes an der Welt versteht und nicht als eine Interessengemeinschaft, die auf sich selbst gerichtet ist,
  • Dass die missionarische Verantwortung nicht delegiert wird,
  • dass sie in kritischer Weise mit der Welt von heute solidarisch ist,
  • dass sie sich mitverantwortlich fühlt für die ganze universale Kirche und ihre Weltmission,
  • dass sie in der missionarischen Selbstüberschreitung immer mehr in die katholische Fülle der Wahrheit hineinwächst.

Chancen

Die missionarische Sendung der Gemeinde – das Hineingehen in die konkreten Lebenssituationen der Menschen – birgt in sich die grosse Chance, die Einheit von Glaubensverständnis und erfahrbarer Wirklichkeit, von Verkündigung und Lebenspraxis wiederzugewinnen.

Daran, ob die befreiende, Sinn-gebende Bedeutung des Christus-Ereignisses eine erfahrbare Wirklichkeit wird, hängt die Lebendigkeit der kirchlichen Gemeinde.

Es müsste alles getan werden, um bestehende Gruppen zu begleiten und zu bestärken und neue zu initiieren, die Heilsbotschaft in konkreten Situationen und bestimmten Lebensbereichen erfahrbar zu machen versuchen:

Nachbarschaftsgruppen, Missionsgruppen, Gruppen, die in Krisengebieten des Menschseins arbeiten: bei Alkoholikern, Strafgefangenen, Drogenabhängigen, Selbstmordgefährdeten, bei Gastarbeitern, Flüchtlingen, Kranken, alten Menschen und andern. Dabei ist es wichtig, dass die Erfahrung solcher Gruppen durch die ganze Gemeinde aufgenommen wird, z. B. im Gottesdienst, und dass ihnen geholfen wird, aus der konkreten Situation heraus nach dem Inhalt und der Antwort der Heilsbotschaft zufragen.

Die Charismen der Gemeindeglieder müssen entdeckt und gefördert werden und dies nicht erst dann, wenn eine bestimmte Aufgabe zu vergeben ist.

Es müssten besondere Anstrengungen unternommen werden, um die Zeugnisse und Erfahrungen der jungen Kirchen in der «Dritten Welt», ihre Art der Theologie und ihre neuen Gemeindemodelle an unsere Gemeinden zu vermitteln. Darin liegt ein nicht zu unterschätzendes Potential für die Verlebendigung unserer Gemeinden.