Österliche Bilder zum Advent

(Vorbemerkung: Josef Haselbach, seit einigen Monaten Provinzial der Schweizer Kapuziner, nimmt Bilder von Beat Pfammatter zum Ausgangspunkt seines Adventsbriefes an die Mitbrüder. Die Gemälde wurden an Ostern an den barocken Hochalter der Klosterkirche auf dem Wesemlin aufgehängt. Hier einige Auszüge aus dem Brief:)

An den Bildtafeln gefällt mir, dass das «ANDERE» «das NEUE», das mit Ostern und Weihnachten in unsere Welt Einzug gehalten hat, bildlich so anders ausgedrückt wird.

Gemälde und Hochalter der Klosterkirche © Beat Pfammatter, 2019

Zudem weisen die Bilder auf die adventliche Dimension hin, die im Adventstreiben ganz – und im religiösen Feiern meist ebenso untergeht: Advent als Warten auf das «Zweite Ankommen» Gottes. Die gekrönte Wesemlin-Madonna stellt Maria als Angekommene dar. Aber wie kommt es zum Ankommen?

 

Die Bildtafeln von Beat weisen auf den Prozess des Ankommens hin. Die einzelnen Teile wirken wie ein fleckenhaftes Durcheinander. Die zweitoberste Tafel ist sogar geprägt von einer apokayptisch-dunklen Wolke..

Aus Distanz wirkt die Installation wie eine Himmelsleiter: die chaotisch anmutenden Tafeln deuten die Schritte an, die zu gehen sind; die Zwischenräume sind wie Sprossen. Durch alles zeichnet sich ein Weg ab: Weiss. Er ist begleitet von Gelb und Gold – von Licht und durchzogen von Rosa – der liturgischen Farbe der Vorfreude (Gaudete). Beinahe am Ziel wird der Weg markant durch schweres Gewölk versperrt, mündet aber ein in ein uni-rosa Feld. Dieses stoppt die Bewegung, als ob wir ehrfürchtig Stehenzubleiben und zukunftsgewiss zu Warten haben auf den letzten Durchbruch ins Geheimnis, aufs zweite Ankommen.

Himmelsleiter © Beat Pfammatter, 2019

Mir gefällt in dieser Bildkomposition das Prozesshafte, der adventliche Weg. Wie oft tut sich zwischen unserem Alltag und dem Himmel eine Riesenkluft auf? auf Hier das «Tränental» – dort die «Angekommene» unter jubilierenden Engelchen, leuchtenden Strahlen und goldiger Himmelskrone. Und der Weg?

Tatsächlich ist für viele die göttliche Welt, der Zugang zu Gott, ja Gott selbst weggebrochen. Es fehlt die «Himmelsleiter», der Weg von Gott zu uns, von uns zu Gott: es fehlt der Ad-vent. (….)

Allen, die jetzt vor oder in einer chaotischen Phase stecken wie auch allen, denen sich der Weg selbstverständlich öffnet, wünsche ich den Blick aufs Ganze, damit Ihr Eure Himmelsleiter am Himmel anstellt und innerlich klar ausgerichtet die Spur des Werdens findet. Leuchtendes Gold des Lichts und der Liebe sowie das Rosa der Vorfreude des «österlichen Adventsbildes» mögen Eure nächsten Schritte und den Weg derer, mit denen Ihr den Weg sucht, begleiten.

Mit diesem «österlichen Wesemlinbild» sende ich Euch adventliche Grüsse

Br. Beat Pfammatter © GFX, 2019

Josef Haselbach

Josef Haselbach, seit 1972 im Kapuzinerorden, war engagiert im sozialen Bereich als Arbeiter- Spital- und Notfallseelsorger und seit 2019 Provinzial der Schweizer Kapuziner.