«Pilatus» wäscht seine Hände in Unschuld

Nein, arbeitslos war ich noch nie. Doch ich habe Arbeitslose seelsorglich begleitet und kenne darum das Schicksal dieser Menschen aus der Nähe. Dennoch: Ich bin allergisch, wenn die Herren von der Wirtschaft jeden Unsinn und jede Ungerechtigkeit gutheissen mit dem Totschlagargument Arbeitsplätze.

So geschehen bei den Stanser Pilatus-Werken, die vom Bund wegen ihrer Nahostgeschäfte zurückgepfiffen wurden. Bundesbeamte mit einem Gewissen finden es widerlich, dass diese Firma in Saudiarabien und anderswo ihre Flugzeuge wartet, mit denen die Kampfpiloten Einsätze gegen die Zivilbevölkerung in Jemen üben. Die Firmenleitung wäscht ihre Hände in Unschuld. Kommt doch irgendwie bekannt vor …

Ich kenne nicht nur das Schicksal von Arbeitslosen. Auch mit Opfern von Militäreinsätzen habe ich mich schon befasst. Es war 1995 in Chiapas, Südmexiko. Ein Mitarbeiter von Bischof Samuel Ruiz, dem weltbekannten Kämpfer gegen Gewalt und Armut, erzählte uns, wie kurz vorher indianische Bauerndörfer bombardiert wurden: «Dort drüben, über diese Hügel, flogen Flugzeuge mit der Aufschrift ‘Pilatus’ und warfen ihre Bomben ab.»

Szene aus einem Bergdorf in Chiapas, Südmexiko | © Walter Ludin 1995

Änliches geschah beispielsweise in Guatemala, das ich 1979 bereist hatte. Nach dieser Reise legte ich mir ein Dossier an über die Einsätze der PC-7/PC-9. Damit dokumentierte ich etwas, das es in der Logik der Herren in Stans nicht geben konnte. Sie wiederholten bis zur Bewusstlosigkeit, dass man mit ihren Maschinen zwar Militärpiloten trainieren, dass man aber mit diesen Flugzeugen unmöglich Bomben abwerfen konnte.

Da passierte etwas Peinliches: In einer internationalen Aviatik-Zeitschrift wurde englischsprachiges Inserat gefunden mit einem Bild der Maschinen, an denen Einrichtungen zum Abwurf von Bomben angebracht werden. Und Pilatus rühmte sich mit dem hier Deutsch wiedergegeben Spruch: «Kleinflugzeuge können hart zuschlagen.» Zuhause hörte man es anders. Doch: Wer spricht hier von Heuchelei?

PS: Vor elf Jahren gab es Diskussionen wegen dem Einsatz von Pilatusmaschinen im Tschad:

https://www.swissinfo.ch/ger/pilatus-flugzeug-in-tschad–wahrscheinlich-bewaffnet-/6370368


Walter Ludin

Walter Ludin, Kapuziner in Luzern. Redaktor des franziskanischen Jahrbuchs „Franziskuskalender“. Von 1992 bis 2018 Redaktor der Eine-Welt-Zeitschrift ite. Freier Journalist. Kirchenblogger seit 2005.