Provinzkapitel der Schweizer Kapuziner (St-Maurice 2.-7. Juni 2013)

In seinem Grusswort gab der Generalminister des weltweiten Ordens, der Bündner Mauro Jöhri seiner Hoffnung Ausdruck, dass der Trend des Nachwuchsmangels irgendwann auch in der Schweiz gestoppt werden könne. In den USA sei dies bereits der Fall. Definitorium 2013Das Image der Kapuziner sei bei der älteren Generation gut, während die Jüngern diesen franziskanischen Orden kaum mehr kennen. Dies meinte der abtretende  Provinzial Ephrem Bucher in seinem Rechenschaftsbericht, den er der alle drei Jahre tagenden Delegiertenversammlung vortrug.

Offenheit für die säkulare Welt

Projekte wie das Offene Kloster Rapperswil oder die geplante Oase-W im Kloster Wesemlin, Luzern, könnten Männern, die sich für das franziskanische Ordensleben interessieren, neue Perspektive für Einsätze geben. Ebenso würden sie dem Orden eine grössere Offenheit für die Probleme der säkularen Welt bringen, sagte Bruder Ephrem weiter.

Sein enger Mitarbeiter für die Deutsche Schweiz, der «Brüderverantwortliche» Karl Flury, stellte fest, überraschend viele ältere Kapuziner würden mit ihren beschränkten Kräften noch Beachtliches leisten. Da sie nicht an den Rand gedrängt würden, hätten sie immer noch das Gefühl: «Es ist schön, Kapuziner zu sein.»

Pflegebedürftige und neue Mitglieder

Ein wichtiges Traktandum in St-Maurice war die Sorge um die nicht geringe Zahl pflegebedürftiger Brüder. Sie sollten eine möglichst gute Pflege erhalten. Darum werden in Verhandlungen mit einem lokalen Altersheim und einer weiblichen Ordensgemeinschaft Wege intensiver Zusammenarbeit in der Altersbetreuung gesucht.

Auch die Grundausbildung der neuen Mitglieder stand in St-Maurice auf der Traktandenliste. Seit vielen Jahren geschieht sie in enger Kooperation mit den andern deutschsprachigen Provinzen.

Finanzen

Auch ein franziskanischer Orden, welcher der Armut verpflichtet ist, kommt ohne Geld nicht aus. Der Rechenschaftsbericht des Ökonomen zeigte, dass der Provinz magere Jahre bevorstehen. Der Unterhalt der Klöster sei nicht gerade billig, hiess es dazu. Zudem stehen grössere Renovationen an.

Eine Lösung der finanziellen Probleme liegt im vermehrten Zuzug freiwilliger Helfer, was an einigen Orten in Form von «Klosterkreisen» schon mit Erfolg praktiziert wird. Ausserdem soll u.a. geprüft werden, ob leer stehende Räume vermietet werden können.

«Brüderliche Zusammenarbeit»

Unter dem Stichwort «Brüderliche Zusammenarbeit» leben beispielsweise in Deutschland und Österreich Kapuziner aus Indien in den dortigen Klöstern. Erste Erfahrungen gibt es damit auch in der West- und Südschweiz. In der Deutschschweiz laufen dieses Jahr entsprechende Versuche an.

Solche Einsätze seien nicht nur eine Antwort auf die Personalnot. Sie seien ebenso ein Zeugnis des friedlichen interkulturellen Zusammenlebens in einer Gesellschaft, die von der Ausgrenzung der Fremden geprägt sei, betonte der Generalminister Mauro Jöhri.

Neue Hauptverantwortliche

Da Provinzial Ephrem Bucher zwei Amtszeiten hinter sich hat und eine Wiederwahl aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist, wählte das Provinzkapitel den 56-jährigen Tessiner Agostino Del Pietro zu seinem Nachfolger. Ebenso bestimmte es Bruder Damian Keller zum Provinzvikar. Der Provinzrat («Definitorium») besteht zudem aus den Brüdern Jean-Marc Gaspoz (bisher), Beat Pfammatter (bisher) und Boris Muther (neu).

Walter Ludin