Respekt!
Jugendliche, die auf die Strasse gehen um gegen den Klimawandel zu protestieren, Klassenzimmer die leer bleiben… da kann ich nur sagen: Respekt! Das hätte ich dieser Generation nicht zugetraut. Es gibt sie also doch, die Jugendlichen, die uns Erwachsene an Themen erinnern, die wir mit einer Ohnmachtshaltung vor uns herschieben.
Es ist ja auch schwierig, etwas gegen den Klimawandel zu tun. Da hängt die Wirtschaft mit drin, die Politik und vor allem die vielen Annehmlichkeiten, auf die ich nicht verzichten möchte.
Es wird für uns Erwachsene ungemütlich. Denn diese Jugendlichen haben recht. Und schon ziele ich mit meiner analytischen Schleuder auf die jungen Menschen, die bereits in ihrer Sommerferienplanung stecken. Einige jetzt Demonstrierende werden sicher das Internet nach einem Billigflug durchstöbern. Sie werden das gefundene Schnäppchen willkommen heissen. Auf die Strasse gehen aber dann in die Ferien fliegen, ja die hat man gern!
Aber wie war das damals in meiner Jugend? Das Thema Waldsterben hat meine Generation aufgerüttelt. Beschuht mit Birkenstocksandalen, den Proviant in einer „Jute statt Plastik“ Tasche verstaut und bewaffnet mit Sprüchen aus dem „Musenalp Express“ habe ich mich als Teenager über die Erwachsenenwelt empört.
Das Ganze hat mich nicht daran gehindert, mich auf meinen „Puch Maxi“ zu setzen. Genüsslich lautstark fuhr ich mit meinem Mofa durch die Gegend. Als mich ein Lehrer auf dieses Doppelleben ansprach, fand ich es ungeheuerlich, was sich dieser spiessige Erwachsene da erlaubte.
Es ist ein Privileg der Jugend aufzustehen mit all diesen Ungereimtheiten, dem verlockend einfachen Blick auf Welt und Politik, um lautstark die Erwachsenenwelt daran zu erinnern,
dass es sie auch noch gibt. Ich gehe auf die Fünfzig zu. Ich habe die Malediven noch gesehen und werde keinen Palmenstrand am Vierwaldstättersee erleben. Ich habe mich angepasst und versuche, das komplexe Leben einigermassen in den Griff zu bekommen.
Bei vielen Baustellen unserer Zeit trage ich auch meinen Teil bei, dass nichts weiter geht. So ist es. Und in dieser Stimmung rüttelt mich ein Liedtext von Konstantin Wecker aus meiner Jugendzeit auf. Dort heisst es:
Wie du doch das Treiben satt hast!
Immer wirft dich diese Flut
an ein unbekanntes Ufer,
und dir fehlt schon lang der Mut,
neuen Küsten zu begegnen.
Du bist müde, gräbst dich ein
und beschliesst für alle Zeiten,
nie mehr heimatlos zu sein.
Und das nennt sich dann Erwachsen
oder einfach Realist.
Viele Worte, zu umschreiben,
dass man feig geworden ist.
(Konstantin Wecker, CD das pralle Leben, 1997)
Nur Mut, ihr Jugendlichen! Es geht um eure Zukunft. Ihr tut mir gut.