San Francesco in Assisi (Broschüre)

San Francesco in Assisi
Die Botschaft des heiligen Franziskus in Bildern
Thomas Freidel
64 Seiten, 2021
Kunstverlag Josef Fink
ISBN 978-3-95976-313-4

Der Franziskaner-Konventuale und seit 2008 Pilgerseelsorger im Sacro Convento in Assisi Thomas Freidel hat schon im Jahr 2012 einen vielbeachteten und inzwischen in neunter Auflage erschienenen kleinen Kunstführer durch die Basilika San Francesco in Assisi verfasst: « … und verkündet aller Kreatur … ».

Diese Broschüre ist nun durch eine grössere Publikation im gleichen Verlag erweitert worden. Vertraut mit der franziskanischen Quellenlage und Spiritualität, mit der Bau-, Kunst- und Kulturgeschichte gehen heutige Besuchende  unter der kompetenten und äusserst kenntnisreichen Begleitung des Verfassers durch die Unter- und die Oberkirche mit ihren weltberühmten Kunstwerken.

Im ältesten Freskenzyklus der Unterkirche sind um 1250 vom unbekannten so genannten Franziskusmeister fünf Szenen der Passion Jesu Ereignissen aus dem Leben des heiligen Franziskus gegenüber gestellt, um seine Christus-Förmigkeit nachzuweisen. Weltbekannt ist die Darstellung der Vogelpredigt, seiner universalen Geschwisterlichkeit.
Der Hauptaltar der Unterkirche ist der ursprüngliche Grabaltar. Darunter wurde 1932 eine Krypta im schlichten neuromanischen Stil gestaltet, mit dem Steinsarkophag an seiner ursprünglichen Stelle, umgeben von Grabnischen der ersten vier Gefährten.
Anfangs des 14. Jahrhunderts wurde die Unterkirche mit gotischen Seitenkapellen radikal umgestaltet. Im Rundgewölbe neben dem Altar wurde die Kindheitsgeschichte Jesu dargestellt, gegenüber befindet sich ein ausführlicher Passionszyklus. Auf den vier Zwickeln des Altargewölbes hat die Giotto-Werkstatt um 1315 Allegorien der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams dargestellt, überhöht von Franziskus, der im Gewand eines Diakons in die himmlische Vollendung aufgenommen wird.
Wohl die bekannteste Darstellung des heiligen Franziskus befindet sich ebenfalls in der Unterkirche. Das Porträt des Florentiner Malers Cenni di Pepo mit dem Beinamen Cimabue um 1280 zeigt den Stigmatisierten im Einklang mit der Beschreibung seines ersten Biographen und Gefährten Thomas von Celano.
Die Oberkirche ist der Gotik verpflichtet. Die drei grossen farbigen Apsisfenster folgen dem typologischen Denken der mittelalterlichen Theologie, wonach alttestamentliche Ereignisse im Neuen Bund ihre Erfüllung und Vollendung finden. Süd- und Nordquerhaus bringen dann in der Ausmalung Szenen aus dem Marienleben und dem Leben der Apostel Petrus und Paulus.
Die weltberühmte Ausmalung des Langhauses entspricht voll und ganz der damaligen franziskanischen Theologie. «Den biblischen Szenen des Alten Testaments an der Nordwand mit der Erschaffung der Welt und des Menschen sowie den Patriarchen des Alten Bundes … sind die neutestamentlichen Erzählungen der Kindheit und der Leidensgeschichte Jesu auf der Südwand gegenübergestellt.» (30)  Der grosse Freskenzyklus greift wegen des Einbaus der Seitenkapellen in der Unterkirche die zerstörten Szenen wieder auf.
Unter den biblischen Szenen erstreckt sich der ausführlich vorgestellte grossformatige Zyklus mit den 28 Bildern aus dem Franziskusleben, anfänglich überwiegend von Giotto di Bondone gestaltet aus den Jahren 1288-1290, auf der Grundlage der «Legenda maior» des heiligen Bonaventura da Bagnoreggio.
Für die zweite Auflage wünscht man sich in der Unterkirche auch ein Bild der berühmten «Madonna del Tramonto» von Pietro di Lorenzetti.

Hanspeter Betschart