Schatten über der Fussball-WM in Katar

Was der Bischof von Süd-Arabien von Fifa-Präsident Blatter erwartet

kipa/In den letzten Monaten gerieten die Fussball-WM-Baustellen in Katar, wo südasiatische Tieflohnarbeiter unter miserablen Arbeitsbedingungen schuften, in die Schlagzeilen. Und damit auch der Weltfussballverband (Fifa) mit Sitz in Zürich. Der Bischof von Südarabien, Paul Hinder, erwartet von Fifa-Präsident Sepp Blatter, dass dieser die Situation der Arbeiter über seine Beziehungen zu Behörden und Baufirmen zu verbessern versucht. Der Schweizer ist Bischof in Abu Dhabi und war bis Ende April 2011 auch für die Katholiken in Katar zuständig. Bereits im September 2013 berichtete die britische Tageszeitung «The Guardian» über eine Häufung von Todesfällen unter nepalesischen Bauarbeitern in Katar. Und im November löste ein von der Menschenrechtsorganisation Amnesty-International veröffentlichter Bericht über die miserablen Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen in Katar Entsetzen aus. Die Fifa geriet in ein schiefes Licht.

In Katar arbeiten nach Angaben vom Amnesty-International knapp 1,4 Millionen Ausländer. Auch bei den rund 350.000 Katholiken in dem Emirat an der Ostküste der arabischen Halbinsel handelt es sich zumeist um Gastarbeiter. Deren Schicksal kann der katholischen Kirche nicht gleichgültig sein. Der gegenwärtig für Katar zuständige Bischof von Nordarabien, Camillo Ballin, war aber nicht zu einer Stellungnahme bereit. Dafür Bischof Paul Hinder, der als Apostolischer Vikar von Süd-Arabien für die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman und Jemen verantwortlich ist. Bis Ende April 2011 war der Kapuziner-Bischof, ein gebürtiger Thurgauer, auch für Katar zuständig.

Fifa-Präsident soll Verantwortliche «beim Ehrgefühl packen»

«Ich erwarte, dass Sepp Blatter seine Beziehungen zu den lokalen Behörden und zu den internationalen Baufirmen spielen lässt«, teilt Hinder der Presseagentur Kipa mit. Die Austragung der WM in Katar sei vor allem eine „Prestige-Angelegenheit». Der Fifa-Präsident müsse zusammen mit den Verantwortlichen vor Ort vermeiden, dass «die Fifa in noch schlechteren Ruf gerät, als sie ohnehin ist».

Zudem müsse Blatter «die Leute beim Ehrgefühl packen: Es kann nicht im Interesse Katars und der Fifa sein, dass die Spiele in die Geschichte eingehen als eine Weltmeisterschaft, deren Spielfelder mit dem Blut asiatischer Arbeitssklaven getränkt sind», so der Bischof von Süd-Arabien.

Kirche kann wenig ausrichten

Die Möglichkeiten der Kirche, auf eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Migranten in Katar Einfluss zu nehmen, sind laut Hinder «sehr begrenzt». Dies könne am ehesten im persönlichen Kontakt mit den Arbeitgebern geschehen. Bei diesen handle es sich aber sehr oft um international tätige Gesellschaften. Es gebe auch Firmen, die in Europa domiziliert seien, und «in der Golfregion die Arbeitskräfte ausnützen», erklärt Hinder, ohne allerdings Beispiele zu nennen.

Darüber hinaus könne die Kirche jedoch den betroffenen Arbeitern durch das Netzwerk der Gläubigen «moralische und materielle Unterstützung» zukommen lassen. «Wir achten auch darauf, dass wir mit Juristen in Beziehung sind, die bei der Durchsetzung der Arbeiterrechte behilflich sind.»

Am 24. Oktober trafen die Bischöfe Hinder und Ballin Papst Franziskus zu einem Gespräch über die Lage in Arabien. Dabei habe man «spezifische Kirchenfragen» besprochen, insbesondere Probleme, die sich im Zusammenhang der seelsorgerlichen Betreuung der katholischen Gläubigen ostkirchlicher Riten stellen, teilt Hinder mit. «Die Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen waren in jenem Moment nicht im Vordergrund.»