Tessiner Kapuziner verlassen das Kloster Lugano

Nach rund 360-jähriger Präsenz geben die Schweizer Kapuziner ihr Luganeser Kloster auf. Lugano TI, 24.10.14 (Kipa) Am 1. November verlassen die letzten sechs Brüder das Kapuzinerkloster Lugano. Sie ziehen zu ihren Mitbrüdern nach Locarno („Madonna del Sasso“) und Bellinzona („Ospizio Sacro Cuore“). Das Kloster in Lugano, zwischen 1646 und 1653 auf den Anhöhen der Stadt erbaut, soll nach Angaben des Klostervorstehers Ugo Orelli einer anderen religiösen Gemeinschaft vermietet werden.

„In den letzten 15 Jahren sind wir immer weniger geworden“, sagte Bruder Ugo am 23. Oktober gegenüber der Presseagentur Kipa. „Heute sind wir nur noch sechs, während unser Altersdurchschnitt bei 60 Jahren liegt.“ Wie anderswo in Europa bekunde der Orden auch hier mehr und mehr Mühe, Nachwuchs zu finden.

Darüber, dass die Leitung der Schweizer Kapuzinerprovinz eine Vermietung des Klosters an eine religiöse Gemeinschaft und keinen Verkauf beabsichtigt, äussert sich Bruder Ugo erleichtert. Auf diese Weise könne die reichhaltige Klosterbibliothek mit ihren 100.000 Bänden („Salita dei Frati“) erhalten bleiben, und müsse diese nicht gezügelt werden.

Die im ersten Jahrhundert des Klosters gegründete Bibliothek ist insbesondere in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stark gewachsen. 1980 wurde die Bibliothek in ein vom berühmten Tessiner Architekten Mario Botta entworfenes Annex-Gebäude transferiert. Trägerverein der Bibliothek ist aufgrund einer Konvention mit der Kapuzinerprovinz ein religiös neutraler Verein namens „Biblioteca Salita dei Frati“. Die Bibliothek ist öffentlich für jedermann zugänglich.

Am 1. November (Allerheiligen) verabschieden sich die Kapuziner in einem feierlichen Gottesdienst von den Gläubigen in Lugano. Der Messe steht Valerio Lazzeri, Bischof von Lugano, vor. (kipa/gur/mp/job/sy)