Unsere kulturellen Unterschiede akzeptieren

40 orthodoxe, katholische, protestantische und evangelikale Missiologen aus 20 Ländern haben 1999 in Hongkong eine wegweisende Erklärung verfasst. Hier einige Auszüge:

Heute bejahen wir «Mission» als christliches Zeugnis und als christlichen Dienst, die Heilung und Ganzheit in das Leben der Völker bringen. Und wir richten unseren Blick nicht auf die Vergangenheit, sondern auf die Zukunft …

Wir bejahen die Pluralität der Kulturen, aus denen wir kommen. Diese Kulturen haben uns geformt. Wir sehen die verschiedenen kulturellen Zusammenhänge als die einzig mögliche Ausgangspunkte der Mission. Die Evangeliumsbotschaft wird stets in eine Kultur eingebunden und innerhalb einer Kultur aufgenommen werden. Und doch sind wir uns der Vieldeutigkeit aller Kulturen bewusst. Wir glauben an die Macht des Evangeliums, Kulturen zu bewerten, zu verändern und zu festigen, und an die allen Kulturen eigenen Kraftvorräte, dem Evangelium Form und Sinn zu geben, was die Botschaft für das Leben der Menschen relevant macht.

Obgleich wir unsere kulturelle Vielfalt und unsere kulturellen Unterschiede akzeptieren und bejahen, bejahen wir auch die Kraft des Evangeliums, uns zu helfen, Grenzen zu überschreiten, die uns trennen, und aus unserem eigenen Bedürfnis heraus die Fähigkeiten und die Spiritualität zu entdecken, die notwendig sind, um über kulturelle Grenzen hinweg dem Evangelium zu dienen und von ihm Zeugnis abzuleben.

Das ist der Kontext unserer Mission heute. Der Prozess der Globalisierung verbindet die Menschen auf dem ganzen Erdball und bietet faszinierende neue Möglichkeiten, um Wissen zu übermitteln, um Solidarität zum Ausdruck zu bringen und um die Ressourcen der Erde zu teilen. Aber er ist auch auf vielerlei Weisen gebraucht und missbraucht worden, die die Umwelt verwüsten und grosse Teile der Menschen verelenden lassen und ausschliessen. In ähnlicher Weise stellen technologische Innovationen neue Hoffnungen in Aussicht, und doch besteht grosse ethische Sorge wegen der Verwendungszwecke, die sie erfahren, und wegen des Eingreifens in die Bausteine des Lebens mit unbekannten Konsequenzen auf das Wohlergehen der Natur und künftiger Generationen.

Diese neuen Zusammenhänge unseres Lebens und die Vielschichtigkeiten, die sie präsentieren, stellen eine gewaltige neue missionarische Herausforderung für die Kirche dar, sowohl um kritisch die Kräfte und Strukturen einzusetzen als auch um Mission – wo es angemessen ist – zu praktizieren als Widerstand, Protest, Fürsprache und Solidarität mit denen, die ausgegrenzt wurden.

Mission setzt an jedem Ort und überall eine versöhnende Gemeinschaft voraus, die Zeugnis ablegt von der Wahrheit, dass das Evangelium die Macht hat, Leben zu heilen, wiederherzustellen und zu erneuern und Gerechtigkeit in der Gemeinschaft zu schaffen. Die Verkündigungsmission der Kirchen erhält ihre Glaubwürdigkeit durch die Bejahung des Lebens und durch das bejahte Leben in einer versöhnten Gemeinschaft.