Von Kitsch… aber wertvollem

Und wieder packe ich die Krippenfiguren ein. Ihre Saison ist zu Ende. Es sind keine kostbaren Exemplare, nein, nüchtern betrachtet würde sogar das Wort «Kitsch» gut zu ihnen passen. Ich hätte sie bestimmt nicht gekauft, meine Eltern hingegen schon. Es sind die Krippenfiguren, die mich und meine Geschwister durch die weihnächtliche Zeit im Elternhaus begleiteten. Die Figuren haben inzwischen meine Eltern überlebt. Jetzt stehen sie in meiner Obhut.

Weshalb ich sie nicht der Abfallmulde überlassen wollte? Weil so viele Erinnerungen damit verbunden sind. Die Hand des Josefs ist bereits seit einigen Jahren so havariert, dass sie den Stab nicht mehr halten kann. Mein Cousin wollte Szenen an der Krippe nachspielen. Dabei kam es zu einem Kampf mit einem Hirten, was Josef bereuen sollte. Der Verkündigungsengel trägt mitten auf den Haaren einen roten Wachsfleck.

In den 80er-Jahren tropfte das Wachs der roten Weihnachtskerzen dermassen, dass es nicht bloss der Teppich, sondern auch der Engel zu spüren bekam. Das jüngste Mitglied der Krippen-WG ist der Ochse. Er wurde vor Jahren neu dazugekauft und hat damit eine Kuh ersetzt, die sich jahrelang als Provisorium zur Heiligen Familie gesellte.

In dieser weihnächtlichen Darstellung stecken viele Erinnerungen. Das macht sie für mich auch wertvoll. Andere haben dafür wohl bloss ein müdes Lächeln übrig. Die Bedeutung erschliesst sich erst mit dem Erlebtem, den Geschichten dazu.

So gibt es in meinem Zimmer auch andere kleine Schätze und dies das ganze Jahr über. Von einigen trenne ich mich noch nicht. Einmal wird die Zeit kommen. Aber bis dahin habe ich Freude an den Geschichten und Menschen, die ich mit ihnen verbinde.

Die nächste Weihnachtszeit kommt bestimmt. Und damit nicht nur die Erinnerung an die Geburt Jesu, sondern an vieles, das ich mit dieser Zeit in Verbindung bringe. Sie versetzt mich in eine nostalgische, manchmal auch melancholische Stimmung. Meine Weihnachten eben.


Kletus Hutter

Kletus Hutter, geb. 1971, kaufmännischer Angestellter danach während 13 Jahren als Religionspädagoge und Pastoralassistent im kirchlichen Dienst tätig, stiess 2013 zu den Kapuzinern als Bruder auf Zeit und trat 2016 in den Orden ein. Er lebt und arbeitet im Kapuzinerkloster Wesemlin Luzern.