Wie können Kapuziner den Fremden begegnen?

Jedes Jahr treffen sich die Missionssekretäre, –Prokuratoren und –Informatoren der Kapuziner von Nordwesteuropa zu einem Erfahrungsaustausch und zur Weiterbildung. So kamen in der letzten Aprilwoche ein gutes Dutzend Kapuziner in der Nähe von Brüssel zusammen, um Wege zu suchen, den Fremden menschlicher zu begegnen. Die Konferenz der Missionsverantwortlichen beschloss, die Mitbrüder von Malta bei der Betreuung der Flüchtlinge aus dem Mittelmeer zu unterstützen.

IMG-20150429-WA0002

„Das Wichtigste ist, in jedem Fremden einen Menschen zu sehen.“ Dies betonte die in Antwerpen wirkende protestantische Pfarrerin Ina Koeman in ihrem Grundsatzreferat zum Tagungsthema „Begegnung mit den Andern – den Unbekannten“. Sie bedauerte, dass Europa zu einem „abgesperrten Gebiet“ („gated community“) wurde, das sich durch Mauern und Zäune vom Rest der Welt abtrennt – und dies 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer.

IMG-20150429-WA0001

Widerstehen statt zuschauen
Ina Koeman, die in Gruppen mitwirkt, die Flüchtlinge betreuen, zitierte Dorothee Sölle, die darauf hingewiesen hat, dass im Zweiten Weltkrieg viele Menschen teilnahmslose „Zuschauer der grössten Grausamkeiten“ waren. Heute würden viele sich damit begnügen, den Flüchtlingsdrama im Mittelmeer zuzuschauen, ohne etwas zu tun.
„Wir dürfen uns nicht lähmen lassen durch die Vielfalt der Probleme. Es gilt, den Mund zu öffnen, auch wenn wir nicht für alles eine Lösung haben“, fügte die Referentin hinzu.
Anregungen aus der Schweiz
In einem Kurzreferat zeigte der Schweizer Kapuziner Walter Ludin einige Handlungsmöglichkeiten von einzelnen und Ordensgemeinschaften im Bereich Asyl und Integration. Im Sinne von Lobby-Arbeit könnten Politiker kontaktiert werden, vor allem auch vor den Wahlen. Leserbriefe müssten ein Gegengewicht schaffen zu den vielen fremdenfeindlichen Aussagen in Zeitungen und Internetforen.
Interkulturelle Fraternitäten
Die Teilnehmer des Treffens liessen sich über den Plan des Gesamtordens informieren, internationale und interkulturelle Fraternitäten zu schaffen. Diese sollen beweisen: „Wir können friedlich und freundschaftlich zusammenleben, auch wenn wir anders sind und unterschiedliche Kulturen haben.“
Ziel des Treffens war es auch, im Asylbereich ein gemeinsames Projekt zu beschliessen. Man einigte sich darauf, durch eine Informations- und Spendenkampagne die maltesischen Kapuziner zu unterstützen, die sich vielfältig für die Flüchtlinge einsetzen, die über das Mittelmeer zu ihnen gekommen sind. Innerhalb von bloss sechs Jahren wuchs dort der Anteil der Asylsuchenden von Null auf 20 Prozent der Bevölkerung.