Kapuziner als Touristenseelsorger

Griechische Kapuziner haben auf Kreta vor rund 40 Jahren mit der Touristenseelsorger begonnen. Die Schweizer Mitbrüder Bruno Fäh und Walter Ludin sind dort seit Jahrzehnten im Sommer jeweils für drei-vier Wochen im Einsatz. Ein ite-Artikel gibt Einblick in ihre Arbeit.

Tourismus-Seelsorge auf Kreta – kleines Abbild der Weltkirche

Wenn sich in der kleinen Kirche von Rethymnon auf Kreta während der Tourismus-Saison die Gläubigen zum Gottesdienst versammeln, geschieht jeweils ein «kleines sprachliches Pfingstwunder». Dafür verantwortlich ist der 1983 gegründete «Verein für die Katholische Kirche auf Kreta».

Elmar Rotzer ist immer wieder berührt über das «Sprachwunder», das sich jeden Sommer neu in der Kirche von Rethymnon ereignet: «So singen wir in mehreren Sprachen die Lieder, halten in Latein und Deutsch die Liturgie, sprechen auf Französisch das Tagesgebet und hören das Evangelium auf Deutsch.

Die Lesung hält ein Pole, den der Sakristan vor der Messe dafür gebeten hat, auf Polnisch und ich predige auf Deutsch und Englisch.» Seit 1999 engagiert sich der Ennetbürger Gemeindeleiter während den Sommerferien in regelmässigen Abständen als Tourismus-Seelsorger auf Kreta. Und seit 2007 ist Elmar Rotzer als Nachfolger des Kapuzinerpaters Bruno Fäh auch Präsident des für diese Art Seelsorge verantwortlichen «Vereins für die Katholische Kirche auf Kreta».

Weltkirche im Kleinen
«Im Gottesdienst in Rethymnon erlebe ich konkret, was Weltkirche eigentlich bedeutet. Wir reden alle in unterschiedlichen Sprachen und sind bei aller Verschiedenheit tief spirituell miteinander verbunden.» – Das sagt auch Walter Ludin, bekannt als langjähriger Chefredaktor der Kapuzinerzeitschrift ITE und eifriger Kirchenblogger im Web. Er ist immer wieder beeindruckt von der speziellen Atmosphäre in den Wochenend-Gottesdiensten, die mit 50 bis 150 Besuchern jeweils recht gut besucht sind. Der Kapuziner hat vergangenen Mai und Juni bereits zum 34. Mal, mit einer Ausnahme, seine «Seelsorge-Ferien» auf Kreta verbracht. «Am Wochenende hatte ich Gottesdienst, während der Woche konnte ich mich erholen und habe auf der Insel zahlreiche schöne Freundschaften geknüpft, die bis heute anhalten.»

Der «Verein für die Katholische Kirche auf Kreta» und die Kapuziner, das ist nicht einfach Zufall: Bereits seit 1566 wirkte der Orden auf der mehrheitlich griechisch-orthodox geprägten Insel. Heute gibt es unter den 620’000 Inselbewohnern geschätzte 3’000 – 5’000 Katholiken, vorwiegend im Gastgewerbe und in der Landwirtschaft arbeitende Einwanderer aus Albanien und Polen. Sie gruppieren sich im Norden um die drei Pfarreien Iraklion, Rethymnon und Chania. Aber auch im Süden zeichnet sich ein zunehmender Seelsorgebedarf ab.

Tragfähige Seelsorgestrukturen
In den 70er-Jahren lernte der Luzerner Kaplan Andreas Marzohl in Rom an einem Kongress über Tourismuspastoral den späteren Generalvikar von Kreta, Kapuzinerpater Petros Roussos (+2016), kennen. Sie beschlossen, auf Kreta tragfähige Strukturen der Seelsorge für Feriengäste zu schaffen. Darum gründeten sie 1981 den Kreta-Verein mit einem Konzept, das bis heute erfolgreich Bestand hat: Der Verein verpflichtete sich, die Sanierung der Kirche und des Klösterleins von Rethymnon zu finanzieren (was mit 190’000 Franken Spendengeldern auch gelang). Er organisiert bis heute Kulturreisen, übernimmt die Bezahlung des Sakristans von Rethymnon und – last but not least – vermittelt er für die «internationalen Gottesdienste» jeweils von Ostern bis Oktober zwischen zehn und zwölf sprachkundige Ferienaushilfen, bestehend aus Priestern, Diakonen und Pastoralassistenten.

Die einheimische katholische Kirche hat laut Elmar Rotzer wiederholt bestätigt, dass sie sehr froh um die materiellen und ideellen Beiträge des «Vereins für die Katholische Kirche auf Kreta» ist. Allerdings ist ihr manchmal die weltoffene und fortschrittlich kirchliche Ausrichtung der Schweizer Seelsorger ein Dorn im Auge. Darum eine kritische Schlussfrage an Präsident Elmar Rotzer: Brauchen die Kreter Katholiken heute noch einen Schweizer Verein für ihre Seelsorge? – «Die Kirche befindet sich heute ja überall, auf Bahnhöfen, Flughäfen und an Autobahnen. Die Anzahl Gottesdienstbesucher in Rethymnon und ihre positiven Echos sowie die schönen Begegnungen auch an den Apéros nach den Gottesdiensten beweisen, dass unsere Form der ‹Geh-Hin-Kirche› immer noch sehr geschätzt und gebraucht wird.»

Beat Baumgartner


«Verein für die Katholische Kirche auf Kreta»

Der «Verein für die Katholische Kirche auf Kreta» mit Sitz in Luzern unterstützt materiell und ideell die katholischen Pfarreien auf der Insel, stellt während der Sommermonate die Seelsorge für die Touristen in Rethymnon sicher, organisiert Kulturreisen und pflegt den partnerschaftlichen Dialog mit den Mitchristen. Der Verein freut sich über jede Spende:

Verein für die Katholische Kirche auf Kreta
6000 Luzern
PC 60-8888-8