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ITE 2025/1 Feuer geliebt - gefürchtet - gedeutet

Edito: Italienische Kost verführt mich zum Übertreiben beim Essen. So war es nötig, dass ich in Frascati, nahe Rom, nach dem Mittagessen joggen ging. Die gegrillten Köstlichkeiten mussten irgendwie verdaut werden. Statt Siesta zu machen, ging ich jeweils auf den «Monte Tusculo», möglichst direkt durch den Wald den Hügel hinauf. Eines Tages begannen beim Rennen die Augen zu tränen, und plötzlich standen um mich Feuerwehrmänner in Vollmontur herum. Von der Waldgrenze aus sah ich viel Rauch. Die Gräser des Hügels brannten, was um Rom herum häufig vorkommt. Ich zog den Kopf ein, wünschte einem Feuerwehrmann gute und gelingende Arbeit und rannte wieder zum Kloster hinunter. 
Die Menschen sind wohl das einzige «Lebewesen», das aktiv das Feuer bekämpft, auch mit Feuerwehren. Die Kontrolle über das Feuer soll in der Evolution der Menschen ein wichtiger Schritt gewesen sein, sagen die Anthropologen. Schon die Bibel spricht vom Feuer in unterschiedlichsten Ausprägungen: Lebensfördernd, bedrohlich, ja sogar heilig und geheimnisvoll. Da denke ich vor allem an die wunderbare Erfahrung von Moses am Dornbusch. Die Baldeggerschwester und Kunstkennerin Beatrice Kohler wird auf den Seiten 46 und 47 darauf Bezug nehmen. Sie wird dieses Jahr ITE-Lesende auf den jeweils letzten Heftseiten mit Bildbetrachtungen begleiten und beglücken.
Drei Schweizer Kapuziner beschäftigen sich in dieser ITE-Ausgabe mit einem liturgischen, einem biblischen und einem franziskanischen Zugang zum Thema «Feuer». Unser Mitarbeiter Beat Baumgartner hat für ITE die grösste Verbrennungsanlage der Schweiz besucht. Da geht es um viel mehr als bloss um Abfallverbrennung! Der Ethiker Thomas Wallimann beschäftigt sich mit dem Zeitalter der fossilen Energie sowie einer Ethik der Energie. Thomas Kleinveld von Franciscans International (FI) schreibt von Minen. Last but not least darf in dieser Nummer auch die Fastenaktion nicht fehlen: Auf die Würde. Fertig. Los!
Liebe Leserinnen und Leser, behalten sie also einen kühlen Kopf bei so viel Feuer. Licht und Wärme brauchen wir, aber keine Brände. Die Fähigkeit, das Feuer unter Kontrolle zu halten, unterscheidet den Menschen vom Tier – auch wenn das leider nicht immer gelingt. 
Pace e bene

Adrian Müller, Kapuziner, Chefredaktor
www.adrianm.ch