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Schweizer Kapuziner-Provinz

Die Kapuziner als jüngster Reformzweig des Minderbrüderordens des heiligen Franz von Assisi sind auf dem Gebiet der heutigen Schweiz seit dem 16. Jahrhundert präsent. Sie kamen 1535 aus Italien, zuerst ins Tessin, nach Bigorio bei Tesserete.  1581 überquerten sie den Gotthard und liessen sich in den Kantonen Uri und Nidwalden nieder. Dort wurden 1581/1582 die ersten Klöster des Kapuzinerordens nördlich der Alpen im deutschsprachigen Europa gegründet.

Die sieben ersten Klöster bildeten 1589 die Schweizer Kapuzinerprovinz, denen in der Westschweiz weitere Niederlassungen sich anschlossen.

Zentrum der Provinz mit Sitz des Provinzials ist heute noch das Kloster Wesemlin in Luzern.

Reform und Gegenreformation nach Massgaben des Tridentinischen Konzils zur Erneuerung der katholischen Kirche waren erster Zweck der Berufung der Kapuziner in die Schweiz. Infolge des Jesuitenverbots von 1773 hatten die Kapuziner in Seelsorge und Bildung eine noch grössere Rolle zu spielen. Dies drückte sich zusätzlich im Engagement für Volksmissionen und Gymnasien aus.

Der Orden war in der Schweiz bis ins 20. Jahrhundert fast flächendeckend und engmaschig verbreitet. Von 1535 bis 1970 bestanden 192 Niederlassungen (Klöster, Hospizien, Pfarreien). Typische Wirkungsfelder waren seelsorgerliche Aushilfe in Pfarreien, Spezialseelsorge (Bauern-, Schwestern-, Arbeiter- und Randständigenseelsorge), Wallfahrt, Caritas, Medien und Bildung (Schulen u. Bildungshäuser). Dazu kamen Missionsgebiete in Tansania (1921) und auf den Seychellen (1922) sowie weitere 18 aussereuropäische Missionsdestinationen.

Heute gibt es in der Schweizer Provinz (Deutschschweiz und Romandie) acht Klöster: Luzern, Mels, Rapperswil, Schwyz, Wil, Delémont, Fribourg, Saint-Maurice. Zur Kustodie der italienischen Schweiz (2017 errichtet) gehören vier Klöster: Bellinzona, Bigorio, Faido, Madonna del Sasso ob Locarno.

Wie die meisten Orden in Westeuropa erlitten die Schweizer Kapuziner in den letzten Jahrzehnten einen sehr hohen zahlenmässigen Rückgang an Mitbrüdern: von rund 800 Mitte der 1960er-Jahre auf gegenwärtig weniger als 100. Trotzdem wagte und wagt die Provinz neue Wege; so zum Beispiel in Luzern die Oase-W und klosternahes Wohnen oder in Rapperswil ein neu gestaltetes Modell des Klosters zum Mitleben.

Christian Schweizer / Bearbeitung Walter Ludin

«Brüder,
solange wir Zeit haben,
lasst uns Gutes tun!»

Franz von Assisi

Unser Leitbild

So leben wir – Unser Lebensstil

Wir leben in brüderlicher, religiöser Gemeinschaft und pflegen einen einfachen Lebensstil. Unsern Lebensraum gestalten wir gemeinsam. In Respekt vor dem Charisma und der Persönlichkeit des einzelnen Bruders versuchen wir in unseren Gemeinschaften eine Atmosphäre von Geborgenheit und Zufriedenheit zu gestalten. Dabei soll jeder seine persönlichen Fähigkeiten einbringen und im Dienste der Gemeinschaft entfalten können. Die Sorge um unsere alten und kranken Brüder ist uns wichtig. Wir sind gastfreundlich und offen für Begegnungen. Ebenso schätzen wir Orte und Zeiten der Stille.

Das glauben wir – Religiöse Basis und spiritueller Hintergrund

Wir wollen Glaube als Gottes-Freundschaft leben, weil wir von Gottes Gegenwart ergriffen und herausgefordert sind. Das gemeinsame Beten und Feiern von Gottesdiensten prägt unseren Tagesablauf. Dabei sind wir uns bewusst, dass wir in unserer Gotteserfahrung immer suchende Menschen sind. Das Evangelium Jesu Christi soll uns leiten; dabei inspirieren wir uns am Lebensweg des Franz von Assisi. Das ist der Grund für unsere spezielle Lebenshingabe für Gott und die Welt.

Wir versprechen Gott und der Gemeinschaft ein Leben in brüderlicher Verfügbarkeit und Einsatzbereitschaft, in freiwilliger Ehelosigkeit und im Verzicht auf persönliches Eigentum.

So handeln wir – Unsere Aktivität

Unsere Tätigkeit ist entscheidend von unserer Lebensform geprägt.
Durch unser Sein und unser Arbeiten wollen wir die Frohe Botschaft Christi der Welt bezeugen. Deshalb ist unsere erste Form der Evangelisierung die Pflege des brüderlichen Lebens. Die täglichen Arbeiten teilen wir unter uns auf. In politischer, gesellschaftlicher und kirchlicher Wachheit engagieren wir uns in vielfältigen Formen der Verkündigung und Seelsorge. Als katholische Christen leben wir unsere Kirchlichkeit ökumenisch engagiert und solidarisch mit der ganzen Kirche. Zukunftsoffen gehen wir sorgfältig und kreativ-kritisch um mit Tradition, Erbe und Geschichte.

Als franziskanische Brüdergemeinschaft ist für uns die Nähe zu den Armen und die Friedensarbeit eine ständige Herausforderung.  Nähe zu den Armen bedeutet für uns Solidarität mit Menschen in Not und soziales Engagement für Benachteiligte aller Art. Friedensarbeit konkretisiert sich unter anderem im interkonfessionellen und interreligiösen Dialog, in Entwicklungshilfe und Missionsarbeit, im Einsatz für Gerechtigkeit, im Kampf gegen jegliche gesellschaftliche und menschliche Diskriminierung, im achtsamen und geschwisterlichen Umgang mit der Schöpfung.


Kapuziner - ein franziskanischer Orden

Kapuziner – Reformfranziskaner

Kapuziner sind die jüngste weltweite Reform innerhalb des Franziskanerordens. Ihr Name leitet sich von der Kapuze ab, welche die Reformer unterwegs wirkungsvoll schützte, die ab 1525 aus den grossen Klöstern der Franziskaner auszogen, um entschieden am Wanderleben des Franziskus anzuknüpfen. Neben dem Zweig der Kapuziner, die heute rund 11’000 Brüder zählen, gehen auch die stärker städtisch geprägten Minoriten (Konventualen) mit schwarzem Habit und die Franziskaner als 1897 erfolgte Fusion aller anderen Zweige (brauner Habit) auf Franziskus zurück.

Von den Anfängen
Im Frühsommer 1216 reist der französische Chorherr Jacques de Vitry über die Alpen nach Perugia. Dort weilt er ein paar Wochen am päpstlichen Hof, dessen Leben ihn anwidert. In seinem Reisebericht vom Herbst beschreibt der neu geweihte Bischof als erster die noch junge Bewegung um Franziskus von Assisi:
„Ich habe in Umbrien einen Aufbruch vorgefunden, der mich mit Hoffnung erfüllt: Männer und Frauen, Reiche und Laien, die um Christus willen auf allen Besitz verzichtet haben … Sie nennen sich kleine Brüder und kleine Schwestern und werden auch vom Papst und den Kardinälen in Ehren gehalten … Sie leben nach der Form der Urkirche. Tags begeben sie sich in die Städte und Dörfer, wo sie sich abmühen …, nachts ziehen sie sich in Einsiedeleien und an einsame Orte zurück, um sich der Betrachtung hinzugeben. Die Frauen leben dagegen in der Nähe der Städte in verschiedenen Hospizien (Herbergen) zusammen; sie nehmen keine Güter an, sondern leben von der Arbeit ihrer Hände … Ich glaube tatsächlich, dass der Herr vor dem Ende der Welt viele Seelen durch diese armen und schlichten Menschen retten will zur Beschämung der Prälaten, die mittlerweile stummen Hunden gleichen …"

Der „kleine Bruder aus Assisi“ fand einen besonderen Weg zu intensiverem Leben – persönlich und gemeinsam mit anderen. Sein Menschsein zeichnete sich durch «Tiefe und Weite» aus: Geerdetes Leben – als Geschöpf in einer Mitwelt, die sich von Gott kunstvoll geschaffen als universale Familie erweist. Die Erde wird zum Lebensraum, den Pflanzen, Tiere und Menschen miteinander vernetzt teilen. Leben, eingebunden in eine menschliche Gesellschaft, die sich nach komfortabler Freiheit sehnt – diese aber oft auf Kosten anderer ausweitet: Nur das sensible Zusammenspiel aller Menschen bringt ihr auch Frieden. Franziskus sucht als Kaufmann zunächst Profit und Vergnügen, stolpert über seine ehrgeizigen Pläne und sucht schliesslich, was mehr als alles ist. Franziskus findet sein erfüllendes Leben schrittweise – inspiriert von einem DU, das über allem ist, auf das alles hinweist und das zugleich eigene Fussspuren in unserer Welt hinterlassen hat. Dem Leben und der Menschlichkeit des Jesus von Nazaret folgend, staunt Franziskus über das schlichte DU Gottes mit uns, das mit Leib und Seele Mensch wurde und das in der Welt bleibt “alle Tage bis zur Vollendung”: hörbar in den Evangelien, sichtbar und kostbar im geteilten Brot der Altares, gegenwärtig auch mitten unter den Ärmsten. Gottes leise Gegenwart in jedem Menschen, sein DU in uns, findet er in inspirierten Menschen und auch in anderen Religionen, und er gibt dieser Kraft, Weisheit und Liebe Gottes im Innersten viele weibliche Namen.
Die Bewegung des Poverello umfasst bereits zu seinen Lebzeiten Menschen aller Stände, Berufe und Lebensweisen: innerhalb und ausserhalb der Kirche. Franziskus hat diese Kirche ebenso bejaht wie er in ihr einen ganz neuen Weg zu gehen wagte. Seine Kunst, Mystik und Politik zu verbinden, den inneren Reichtum aus Tradition und grösserer Gemeinschaft auszuschöpfen und zugleich der Inspiration jedes einzelnen zu trauen, lässt die franziskanische Bewegung kirchlich, sozial und politisch in jeder Zeit neu innovativ werden.


Sexueller Missbrauch

Sexuelle Übergriffe im Kirchlichen Umfeld
Die Schweizer Kapuzinerprovinz handelt bei sexuellen Übergriffen nach den Richtlinien der Schweizer Bischofskonferenz und der Vereinigung Höheren Ordensobern der Schweiz, welche als 4. Auflage im März 2019 unterschrieben wurden. Lesen auf bischoefe.ch

Genugtuungsentschädigung in verjährten Fällen
Bei Genugtuungsentschädigungen handelt die Schweizer Kapuzinerprovinz gemäss den Richtlinien der Schweizer Bischofskonferenz und der vereinigten Höheren Ordensobern der Schweiz (VOS/USM) betreffend die Ausrichtung von Genugtuungsbeiträgen an Opfer von verjährten sexuellen Übergriffen im kirchlichen Umfeld. (Vgl. Link: www.rkz.ch)

Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. www.missbrauch-kath-info.ch

Prävention
Das Thema „Übergriffe“ wird in eigenen, internen Kursen behandelt. Zudem sind für uns die Richtlinien des Fachgremiums „Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld“ der SBK verpflichtend (1. Dez. 2016). Zum Text…

Ansprechsperson der Schweizer Kapuzinerprovinz ist der Provinzial Josef Haselbach. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.