Wenn es wenig Kapuziner gibt

Ein Blog von Walter Ludin: «Eine quantitative Verkleinerung unserer Provinz ist an sich ist noch kein Grund zur Verzweiflung.» So schrieb Ephrem Bucher vor 20 Jahren in einem Beitrag zur Schliessung des Kapuzinerklosters Stans. Er fügte hinzu, dass es nicht eine «Normmenge» gäbe, die erreicht werden müsse, um ein Ordens-Charisma zu leben. In der aktuellen Lage, in der die Zahl der Schweizer Kapuziner schon unter 80 geschrumpft ist, eine hoffnungsvolle Perspektive!

Die Begründung von Ephrem Bucher: «Mit fünf Brüdern lässt sich schon eine Gemeinschaft aufbauen. Und eine einzige charismatische und glaubwürdige Persönlichkeit vermag schon viel zu bewegen. Es gab auch nur eine Mutter Teresa, auch nur einen Padre Pio, nur einen Martin Luther King. Und doch haben diese Persönlichkeiten eine Ausstrahlung gehabt, welche die Strahlkraft grosser Institutionen weit übertrieft.»

Im weiteren Verlauf seines Beitrags stützt sich der Autor auf die deutsche Franziskanerin Mirjam Schambeck, welche die drei Ordensgelübde durch die drei Begriffe Contemplatio, Compassio und Communio ergänzt:

  • Die Ordensleute sollten «Experten/Expertinnen» für Contemplatio sein. Sie hätten eine «mystagogische Aufgabe».
  • Die Compassio prädestiniert die Ordensleute zu «Sympathisanten/Sympathisantinnen der Benachteiligten». Sie hätten als Propheten/Prophetinnen aufzutreten und überall dort ihre Stimme zu erheben, wo ein Mensch geknechtet und klein gehalten wird.
  • Die Communio als Grunddimension des Ordens macht die Ordensleute zu «Experten und Expertinnen von Gemeinschaft». In einer Zeit des Individualismus können sie ihre Erfahrungen als Gemeinschaft für die Gesellschaft fruchtbar machen. Sie können dazu beitragen, dass die Beziehungs- und Bindungsfähigkeit neu kultiviert werden.»

Und eben: Für all dies braucht es nicht – wie vor 60 Jahren – 800 Brüder. Schon eine weitaus kleinere Schar hat hier Chancen.


Walter Ludin

Walter Ludin, Kapuziner in Luzern. Redaktor des franziskanischen Jahrbuchs „Franziskuskalender“. Von 1992 bis 2018 Redaktor der Eine-Welt-Zeitschrift ite. Freier Journalist. Kirchenblogger seit 2005.