Bruder Justin gestorben

Der Herr wird ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen. Jesaja 25,6

1941 wurde Justin seinen Eltern Gustav und Maria Thalmann-Marty in Rapperswil geschenkt und wuchs zusammen mit sieben Geschwistern auf einem Bauernhof auf. Nach der üblichen Schulzeit half er auf dem Bauernhof, aber schon früh reifte in ihm der Wunsch, Kapuziner zu werden. Mit sechzehn Jahren bewarb er sich bei den Kapuzinern in Luzern. Mit siebzehn wurde er aufgenommen und begann in Solothurn die Kandidatur. In Luzern lernte er bei Br. Guido das Kochen und 1960, nach der einfachen Profess, wurde er schon Koch im Kloster Arth. Koch war Justin ein Leben lang: in Solothurn (für 70 Brüder), Wil, Schwyz, Olten, Wil. Während der Solothurner Zeit absolvierte Justin ‘nebenbei’ eine Kochlehre und schloss diese als Jahrgangsbester im Kanton Solothurn ab. Bruder Justin wollte aber nicht nur ein guter Koch sein. Er bildete sich theologisch-spirituell, psychologisch und literarisch weiter, denn: «Ich wollte nicht nur Koch sein, sondern auch ein ganzer Kapuziner.»
Sein Leben lang plagten Justin Hüftbeschwerden, die oft kaum auszuhalten waren. Nicht weniger quälten ihn über Jahre auch seelische Schmerzen, die ihn fast verzweifeln liessen. Mitbrüder ahnten selten etwas davon. Glücklicherweise gab es auch verständige Menschen, die halfen, besonders eine Gruppe für depressive Menschen, die Justin mitgründete und zeit-weise leitete. Justin fand immer mehr zu innerer Freiheit, zu Selbstbewusstsein. Rückschläge blieben nicht aus und wenn Justin in den letzten Jahren, den letzten Monaten, zwischen Spital und Kloster hin und her pendelte, konnte man mehr als begreifen, dass er schliesslich fand: Keine zusätzlichen Medikamente mehr, es reicht! Darum: «Lebenssatt und mit Sehnsucht nach ‘Heigoh’ konnte unser Mitbruder Justin am Donnerstagmorgen sterben.»
Die letzten Worte in seinem handgeschriebenen Lebenslauf: «Gott hat uns die Macht gege-ben Kinder Gottes zu werden. Wir müssen uns das nicht einmal verdienen. Er schenkt es uns – Gott sei Dank!»