Die Kapuziner stellen sich der Umweltkrise

Die Zahl der Kapuziner in Europa nimmt zwar deutlich ab. Trotzdem ist in ihren Gemeinschaften noch viel Vitalität zu spüren.

Dies stellten 17 Missionsverantwortliche des Ordens aus Westeuropa an ihrem jährlichen Treffen fest, dass heuer wegen Corona als Videokonferenz stattfand (10. bis 12. Mai 2021). Im thematischen Teil ging es um die Bewahrung der Schöpfung aus der Sicht das Ordensgründers Franz von Assisi und der Umweltenzyklika Laudato si von Papst Franziskus.

Der Orden der Kapuziner wächst im globalen Süden, schrumpft aber im Norden. Dies hat auch Auswirkungen auf die internationale finanzielle Solidarität der franziskanischen Gemeinschaft. Die Teilnehmer der Zoomkonferenz mussten sich mit dieser Tatsache auseinandersetzen.

Wer soll das bezahlen?
In den südlichen Ländern sind Provinzen mit 30 oder mehr Brüdern in der Grundausbildung keine Seltenheit. Allein schon ihr Lebensunterhalt ist eine finanzielle Herausforderung. Auch der Unterhalt der Klöster ist eine grosse Last, den die einheimischen Brüder überfordert.

Der an der Generalkurie in Rom für die internationale Solidarität zuständige Mitbruder konnte an der Konferenz mitteilen, dass der Orden ihnen auch im vergangenen Jahr über vier Millionen Dollar zur Verfügung stellte. Doch da die Provinzen im reichen Norden im kleiner würden, brauche es eine neue finanzielle Strategie. Die Brüder im Süden müssten immer stärker versuchen, von den eigenen Mitteln zu leben. Aber gerade durch die Coronakrise sei dieses Ziel schwieriger zu erreichen.

Brüder starben an Corona
Die Pandemie kam in allen Länderberichten vor. Kaum eine Provinz blieb von coronabedingten Todesfällen verschont. So starben auf der indonesischen Insel Sumatra drei Brüder, darunter ein ehemaliger Bischof. In Frankreich wurden innerhalb von zwei Wochen in einem einzigen Kloster fünf Kapuziner dahingerafft.

Ein aus Indien zugeschalteter Gast nannte die erschütternde Zahl von täglich 400 000 Neuinfektionen in seinem Land. Eindrücklich waren seine Berichte über die Hilfe, welche der Orden den am meisten Betroffenen anbietet. Diese bekommen beispielsweise Nahrung und homöopathischen Medizinen. In zahlreichen abgelegenen Dörfern ohne Schulhäuser unterrichten unter freiem Himmel Kapuziner Schüler, denen der Staat keine Bildung anbietet.

Internationalisierung
Als allgemeine Tendenz stellten die Tagungsteilnehmer die wachsende Internationalisierung des Ordens vor allem auch in Europa fest. Es gibt immer mehr Klöster mit Brüdern aus mehreren Ländern. Und in Frankreich sind unter den zehn Hausobern («Guardianen») bereits fünf Ausländer.

Noch verfügt der Orden in Europa über eine beachtliche Vitalität. Um sie zu erhalten, ist eine Bündelung der Kräfte notwendig. Kleinere Provinzen werden einer grösseren angegliedert, so England an Irland und die Niederlande an Deutschland.

Einfach und solidarisch
Im thematischen Teil der Zoomkonferenz skizzierten drei Referenten die Verpflichtung, zur bedrohten Schöpfung Sorge zu tragen. Ökologisches Verhalten sei nicht eine freiwillige Übung oder etwas Zweitrangiges im christlichen Leben, betonte ein Umwelttheologe in Bezug auf die Umweltenzyklika Laudato si. Dieses päpstliche Schreiben, das sehr stark von Franz von Assisi inspiriert wurde, erwies sich als eine Fundgrube von Motiven für ein umweltfreundliches Verhalten.

Als zwei Schlüsselbegriffe der Enzyklika wurden genannt: ein einfacher Lebensstil («weniger ist mehr») und die Bereitschaft, die Güter der Erde gerecht miteinander zu teilen.

Schönheit der Schöpfung
Die Referenten forderten den Mut, die Gefahren der Umweltkrise klar zu sehen und sie nicht zu verdrängen. Weiter betonten sie, umweltgerechtes Verhalten könne statt zum Verzicht zu mehr Lebensqualität führen. So seien saisonale Früchte gesund und schmackhaft.

Unterstrichen wurde auch, Ausgangspunkt der notwendigen «ökologischen Bekehrung» sei eine kontemplative Haltung, bei der eine Beziehung zur Schöpfung aufgebaut und ihre Schönheit entdeckt werde.