Empfangt den Heiligen Geist

Pfingsten und Ostern bilden eine Einheit. Sie gehören zusammen, auch wenn sie sieben Wochen auseinanderliegen. Das wird am Pfingstfest durch die Wahl des Evangeliums betont. Es ist ein Osterbericht mit pfingstlichem Geschehen.

Jesus tritt in ihre Mitte und spricht den Friedensgruss. Darauf sagt er zu ihnen: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ Und er haucht sie an und sagt: „Empfangt den Heiligen Geist!“ „Anhauchen“ ist das Wort, mit dem die Erschaffung und Belebung Adams beschrieben wird: „Gott formte den Menschen und blies in seine Nase den Lebensatem ein.“ (Gen 2,7) Ohne den Atem des Schöpfers gibt es kein Leben. Psalm 104 hält fest: „Nimmst du ihnen den Atem, so schwinden sie hin und kehren zurück zum Staub. Sendest du deinen Geist aus, so werden sie erschaffen, und du erneuerst das Angesicht der Erde.“ Die biblischen Bilder erklären, was geschieht, wenn der Auferstandene die, die er senden wird, anhaucht und spricht: „Empfangt den Hl. Geist!“

Mit dem Tod Jesu hatten die Jünger und Jüngerinnen alles verloren. Ihre ganze Hoffnung war gestorben. Sie selbst lagen in Schockstarre. Selbst am Ostermorgen sind sie immer noch benommen. Sie müssen reanimiert und neu belebt werden. Der Auferstandene tut es an ihnen. Er haucht ihnen das Leben des Heiligen Geistes ein, und zwar nicht nur für sie selber, sondern für alle, denen durch ihren Dienst Vergebung werden soll. Der Auferstandene beauftragt sie zum Heilsdienst: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ Jesu Sendung beinhaltet Heil und Rettung. Das hat er mit seinem Wort ausgedrückt: „Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.“ (Jo 3,17) In Jesus Christus streckt der menschenfreundliche Gott allen Menschen seine Hand entgegen, zur Rettung und zum Heil. Er sendet seinen Heiligen Geist aus, damit die Darniederliegenden aufgerichtet werden, die Notleidenden Hilfe erfahren, die Hoffnungslosen Leben empfangen.

Die Sendung Christi ist die Sendung der Kirche. Nichts anderes. Alle in der Kirche müssen diese Sendung erkennen. Verwirklichen können wir sie nur durch die Kraft des Heiligen Geistes.- Komm, Heiliger Geist. Belebe deine Kirche, du, Atem Gottes.

(Evangelium: Johannes 20,19-23)


Raphael Grolimund

Raphael Grolimund, Kapuziner, Kloster Wesemlin, Luzern. Tätig als katholischer Priester in der Seelsorge und in der geistlichen Begleitung von Schwesterngemeinschaften und Exerzitiengruppen.