… hören

Br. Benedict Ayodi stammt aus Kenia und arbeitet für „Franciscans International“. Was FI an der UNO macht und was den Kapuziner antreibt, sagt er im Interview.

Br. Benedict, was macht Franciscans International (FI) bei den Vereinten Nationen?
Hauptaufgabe von Franciscans International (FI) bei den Vereinten Nationen ist es, sich für Menschenwürde und Umweltgerechtigkeit einzusetzen. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, eine globale Gemeinschaft aufzubauen, in der die Würde jedes Menschen respektiert wird, Ressourcen gerecht geteilt werden, die Umwelt erhalten wird und die Nationen und Menschen in Frieden und Harmonie leben.

Was machen Sie konkret für Franciscans International?
Als „Outreach Officer“ für die FI besteht meine Hauptaufgabe darin, franziskanische Menschen auf der ganzen Welt zu erreichen, um sie mit der Mission unserer Organisation bei den Vereinten Nationen zu verbinden. Wie sieht mein Tag hier also aus? Auf jeden Fall gehört dazu die regelmäßige Kommunikation mit franziskanischen Gruppen, die Teilnahme an Netzwerktreffen mit Franziskanerinnen und Franziskanern und unseren Partnern sowie die Koordinierung verschiedener Arbeitsgruppen und Ausschüsse bei der UNO.

Können Sie ein konkretes Projekt nennen, dass Sie derzeit beschäftigt?
Natürlich, sehr gerne! Vor kurzem habe ich zum Beispiel an der Konferenz der franziskanischen Föderation in St. Louise, Missouri, teilgenommen. Das ist das jährliche Treffen, bei dem Franziskanerinnen und Franziskaner aus den ganzen Vereinigten Staaten zusammenkommen, um sich zu vernetzen, zusammenzuarbeiten und das franziskanische Charisma zu leben. In diesem Jahr lag der Schwerpunkt auf dem Thema „Inklusion“.  Franciscans International war vor Ort, um Informationen über unsere Arbeit und die Möglichkeiten der aktiven Beteiligung von Franziskanern bereitzustellen. Gerade sitze ich in der Nachbearbeitung dieser Konferenz.

Wie hat es Sie eigentlich nach New York verschlagen?
Ursprünglich komme ich aus Kenia in Ostafrika. Vor etwa zwei Jahren bin ich nach New York gezogen, um für und mit Franciscans International zu arbeiten. Ich lebe bei den Kapuzinern der St. Mary’s‑Provinz in der Pfarrei Our Lady of Sorrows in Manhattan.

Warum wollten Sie für FI arbeiten?
Die Arbeit von FI ist für wichtig, weil sie auf franziskanischen Werten basiert und diese fördert. Es geht um Themen wie extreme Armut, soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte und Sorge für die Schöpfung. Indem ich für FI arbeite, kann ich meine franziskanische Berufung und mein Charisma leben. Auch kann ich so Zeugnis für die Werte des Evangeliums ablegen, die zu Gerechtigkeit, Frieden, Versöhnung und Sorge für die Schöpfung aufrufen. Ich bin FI schon seit langer Zeit verbunden, konnte mich erstmals 2011 als Praktikant engagieren. Später war ich sechs Jahre lang Mitglied des Internationalen Vorstands und vertrat die Kapuziner.

Was treibt Sie an?
Ich lasse mich immer wieder von den Worten von Papst Franziskus in Laudato Si inspirieren: wir sollen sowohl den „Schrei der Erde als auch den Schrei der Armen“ hören. Da geht es konkret um Lösungsstrategien zur Bekämpfung der Armut, zur Wiederherstellung der Würde der Ausgegrenzten und zum gleichzeitigen Schutz der Natur.

Was behindert Ihre Arbeit bei den Vereinten Nationen?
Die Covid-Pandemie war natürlich großes Hindernis für unsere Arbeit bei der UN. Zwei Jahre lang konnten wir aufgrund der zahlreichen Beschränkungen nicht so arbeiten wie wir es wollten. Ein weiteres Hindernis ist finanzieller Natur. Nicht immer hatten wir in der Vergangenheit ausreichend Mittel, um an lebenswichtigen Projekten im Sinne unseres Auftrags zu arbeiten.

Wird die franziskanische Stimme in New York gehört?
Ja, das würde ich schon sagen! Wir haben einen beratenden Status bei der UNO. Wir können auf verschiedene Weise sicherstellen, dass die franziskanischen Zeugnisse von der internationalen Gemeinschaft gehört werden. Wir ermöglichen Treffen zwischen unseren franziskanischen Brüdern und Schwestern und den Ländervertretern. Diese Ländervertreter beeinflussen die Politik und das Leben vieler marginalisierter Menschen auf der ganzen Welt. Und es gibt auch Erfolge: Die Anerkennung des „Menschenrechts auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt“ durch die Vereinten Nationen ist ein großer Meilenstein auf dem Weg zu stärkeren internationalen und innerstaatlichen Bemühungen, für unser gemeinsames Haus Erde zu sorgen. FI hat sich hier sehr aktiv eingebracht.

Was sind denn eigentlich „franziskanische Werte“? Wie erklären Sie das jemanden, der sich noch nie damit beschäftigt hat?
Zu den wichtigsten franziskanischen Werten gehören Demut, Einfachheit, Brüderlichkeit und der Dienst an den Ausgegrenzten unserer Gesellschaft. Die franziskanischen Werte korrelieren damit eng mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Die einzigartige Arbeit von Franciscans International besteht darin, die Leprakranken von heute so zu umarmen, wie es der heilige Franz von Assisi vor 800 Jahren tat.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Tobias Rauser (Vergleiche). Weitere Informationen zu „Franciscans International“ finden Sie hier.