Mission: «Auf die Kraft des Evangeliums vertrauen»

Die Quelle der Mission ist der Glaube an die Gegenwart eines liebenden Gottes, der das Leben Jesu geprägt und sich in ihm offenbart hat und der es zutiefst gut mit den Menschen meint. Mission beginnt deshalb mit der «Selbstevangelisierung» als unerlässlichem ersten Schritt. Selbstevangelisierung meint die beständige Selbstvergewisserung und Erinnerung an die Taten und Worte Jesu von Nazaret. Dabei ist das Mitgefühl und die Leidempfindlichkeit Jesu mit den Menschen seiner Zeit, besonders mit den Armen und Ausgegrenzten, ganz zentral.

Jesus hat sich selbst in seinem gewaltlosen Leben immer wieder verwundbar gemacht und sich Situationen und auch Menschen ausgesetzt. Statt anderen Wunden zuzufügen, hat er sich selbst verwunden lassen. Seine Haltung des eigenen Sich-Aussetzens bis zur völligen Ohmacht steht im krassen Gegensatz zum Verständnis einer Mission, die darauf setzt, andere ohne diesen Schmerz eines ohnmächtig-gewaltlosen Lebens überzeugen zu können.

Mission ist also zunächst einmal ein christliches Selbst-Verständnis, das auf das Evangelium als persönlich und gesellschaftlich verändernde Kraft vertraut und sich ständig neu daran orientier. So verstanden kann sich eine Trennung in Handelnde und Empfangende der Mission erübrigen. Da die christliche Botschaft alle Christinnen und Christen gleichzeitig zum Empfängern und Praktizierenden der Mission machen will, ist eine Trennung in Missionierende und Missionierte kaum sinnvoll Vielmehr sollten bei einem solchen integralen Verständnis dynamische und gegenseitige Lernprozesse in Kraft treten. Ein in der Vergangenheit oft praktiziertes Verständnis von Mission als einseitigem kulturell-religiösem Transfer von Nord nach Süd fällt damit in sich zusammen.

Reich Gottes wachsen lassen

Jesus selbst hatte eine klare Mission, einen klaren Auftrag. Er hat durch sein eigenes Leben, durch seine Worte und Taten, das Reich Gottes verkündet und konkret sichtbar gemacht. Menschen wurden durch ihn von Krankheiten geheilt, aus sozialer Isolation befreit, in ihrer Menschenwürde gestärkt, vom Unglauben zum Glauben geführt, vom Rand in die Mitte ihres Menschseins geholt und sogar vom Tod ins Leben zurückgerufen. Er hat die Menschen in die Nähe Gottes geführt, die über den Tod hinaus reicht.

Somit ist es auch bleibende Aufgabe christlicher Mission, das Reich Gottes in Tat und Wort zu verkünden und an seinem Aufbau in den verschiedenen Kontexten und Kulturen mitzuwirken. Dies gilt für unsere kleinen persönlichen Lebenswelten (Beziehungen, Familien, Ordensgemeinschaften, Pfarreien) genauso wie für den globalen interreligiösen und interkulturellen Dialog. Dementsprechend kann man Mission in einem engeren und weiteren Sinne verstehen.

PLATTFORM des Schweizerischen Katholischen Missionsrates/SKM zum Missionsverständnis. Broschüre 2002

In zwei Wochen folgt hier ein weiterer Abschnitt