Nationalfeiertag – was feiern wir?
Eigentlich feiern wir im Kloster nur am 1. August den Schweizer Nationalfeiertag in unserer internationalen Gemeinschaft. Dieses Jahr haben wir eine Ausnahme gemacht. Am 24. August haben wir auch den ukrainischen Nationalfeiertag gefeiert – als Zeichen des Mitgehens, des Mitfühlens und unserer Wertschätzung ihnen und ihrer Kultur gegenüber. An dem Tag war es also nicht rot / weiss dekoriert, sondern blau / gelb, mit Serviettenblumen, Girlanden und Spiralen. Unsere Maua Sisters haben für sie extra einen Kuchen gebacken, aber auch sie haben etwas Typisches aus der ukrainischen Küche gezaubert. Am Abend haben alle unsere Ukrainerinnen an dem Marsch durch Luzern teilgenommen.
Als ich es meinen Mitschwestern im Voraus angekündigt habe, damit sie sich darauf vorbereiten können. Sagte mir eine Mitschwester: «Du musst es ja wissen. Du bist ja schliesslich eine Deutsche.» Diese Aussage hat mich persönlich etwas aufgewühlt. Natürlich. Unsere Nationalfeiertage haben eine gewisse Ähnlichkeit. Deutschland und Ukraine – wir waren einmal während der Sowjet Union gefangen durch Russland. Wir, in Deutschland setzten aber den Fokus anders. Wir haben weniger die Unabhängigkeit von Russland im Blick. Wir feiern die Wiedervereinigung des Deutschen Volkes. Wir feiern die Einheit unseres Volkes. Wir feiern das Niederreissen von Mauern und Grenzen. Die Ukrainer hingegen feiern die Unabhängigkeit von Russland. Sie feiern ihre Freiheit. Eine Freiheit die jetzt wieder beschnitten wird durch Russland. Und die Schweiz? Sind die Schweizer nicht dankbar für die Freiheit, die sie haben?
Die Freiheit ist ein Geschenk Gottes. Um mit Bildern zu sprechen. Die Freiheit ist wie eine offene Tür, wie eine eingerissene Mauer, wie ein Weg, der sich auftut oder wie ein offener Himmel. Menschen können fesseln und einengen. Die Freiheit ist ein Geschenk Gottes. Nehmen wir dieses Geschenk nicht für selbstverständlich. Wir können Gott nicht genug danken für dieses grosse Geschenk.
