Tansania – Vereinigte Arabische Emirate

Der Appenzeller Kapuziner Gandolf Wild war lange Missionar in Tansania. Jetzt arbeitet er in Abu Dhabi eng mit Bischof Paul Hinder zusammen.

Er besuchte kürzlich seinen frühern Wirkungsort Tansania. In einem Rundbrief berichtet er darüber; und über die aktuelle Situation in seinem jetzigen Arbeitsort in den VAE:

Die Die Hauptstrassen sind gut in Tansania, aber ich besuchte vor allem entlegene Orte, wo das Reisen wegen der Regenzeit sehr mühsam … Ich traf überall Bekannte unter den Mitbrüdern, den Schwestern und Mitarbeitern. In den 20 Jahren seit meinem Abschied von Afrika hat sich vieles geändert. Die tansanischen Kapuziner sind auf fast 200 angewachsen und tragen die ganze Leitungsverantwortung. Unter den 20 verbliebenen ausländischen Kapuzinern sind alle über 70, 4 gar über 90, aber sie bitten in Tansania bleiben zu dürfen, solange es ihre Gesundheit zulässt.

Ich verstehe sie. Das Land ist arm, das Leben der meisten Leute sehr einfach, die Korruption gross, die Städte geraten aus den Fugen und ersticken im Verkehrschaos. Wenn die alten und neu entdeckten Bodenschätze (grosse Gasvorkommen) richtig genutzt werden und der neue Präsident sich in seinem Kampf gegen die Korruption durchsetzt (ich zweifle an beidem) geht das Land einer besseren Zukunft entgegen. Tansanier sind gut, friedlich und freundlich, gastlich und grosszügig. Sie lassen sich vom täglichen Existenzkampf nicht kleinkriegen und glauben an eine bessere Zukunft. Ich habe mit ihnen die besten Jahre meines Lebens verbracht.

Hier in Abu Dhabi gefällt es mir nach wie vor. Ich habe drei Arbeitsgebiete:

  • Vize-Sekretär, sollte aber mehr Zeit investieren im Sammeln und Ordnen von historischen Dokumenten im Archiv (leider sind wir räumlich sehr eingeschränkt)
  • Pastorale Mitarbeit in der Pfarrei, was hier eine sehr dankbare Aufgabe ist, da wir alle Pilger und Fremdlinge sind. Neben einigen Gottesdiensten, wöchentlicher Predigt, persönlichen Aussprachen und andern Diensten bin ich verantwortlich für die zahlreichen Afrikanerinnen und Afrikaner aus vielen verschiedenen Ländern.
  • Ich arbeite mit einer Gruppe für hoffnungslose Fälle / gescheiterte Wanderarbeiter/innen (1-2%). Viele Länder schicken keine Arbeitskräfte und Hausangestellte mehr in unsere Gegend. So rekrutieren sie immer mehr Leute von afrikanischen Ländern, die im Fernsehen unser Paradies sehen und dann mit falschen Vorstellungen durch zweifelhafte Vermittlungsagenturen ins Land kommen und bald enttäuscht sind von der Ausbeutung und dem Unrecht. Wir helfen ihnen bei Polizeiverfahren und der Rückführung in ihr Heimatland. Es braucht Zeit, Aussprachen, das Zusammenstellen einer Dokumentation, Kontakte mit Botschaften, Gefängnissen, Agenturen usw. Als Folge solcher Zustände grassiert auch die Prostitution. Ein Fass ohne Boden, aber der Einsatz der Kirchen in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen und Kontakten in den Herkunftsländern wird anerkannt und von den Opfern geschätzt. So wird es mir nie langweilig.

Um die Wirtschaft steht es nicht gut, aber niemand will es wahr haben. Steuern werden allmählich eingeführt, WUST zuerst; Wasser und Strom kosten ab Januar 30% mehr, Autoversicherung ein Vielfaches von bisher, Schulgelder für Kinder werden teurer, viele Firmen kürzen ihre früher grosszügigen Beiträge für Gesundheit, Schule der Kinder, Wohnzulagen, Flüge von Familienangehörigen mehrmals im Jahr. Die unterschiedliche Behandlung von Einheimischen (Lohn, Wasser, Strom, Spitalkosten, Schulgeld sind frei) und Expatriates aller Stufen bleibt. Wer zu teuer ist wird entlassen für billigere Kräfte aus Asien oder Afrika.

Die einheimischen Frauen sind an höherer Ausbildung interessiert, übernehmen in Regierung und Wirtschaft Verantwortung. Die jungen Männer – mit löblichen Ausnahmen – zeigen wenig Interesse an Arbeit, fahren lieber mit einem schnellen Auto.

Die Einführung eines National Service, ähnlich der alten Rekrutenschule mit Disziplin und physischer Anstrengung, körperlichen Ertüchtigung und straffer Ordnung zeigt hoffnungsvolle Resultate.