Über Sinn-liches

Anke Maggauer-Kirsche

Wenn wir in der Bibel etwas über Engel lesen, die den Menschen erscheinen, oder über Propheten, die den Menschen ein Geschehen in der Zukunft voraussagen, denken wir darüber nach, ob dies nun der Wahrheit entspricht oder nicht? Ein gläubiger Christ wird es als Wahrheit empfinden. Andere denken vielleicht: «Das ist schon lange her. Da gab es noch so was.»

Horoskope und der Dreizehnte
Wir alle nehmen unsere Umwelt und auch uns selbst über unsere Sinne wahr. Dies ist mehr oder weniger unsere Realität. Wir haben gelernt, uns darin zurecht zu finden. Was darüber hinausgeht, betrachten wir eher skeptisch. Und trotzdem lesen wir ab und zu unser Horoskop, lächeln vielleicht darüber.

Der Dreizehnte, hören wir immer wieder, sei ein Unglücksdatum. Selbst der Ungläubigste verspürt da gewisse Hemmungen, wenn er es mit dieser Zahl zu tun hat. Vor diesem ganzen Feld des nicht Greifbaren, nicht Fassbaren, auch meist nicht Überprüfbaren fürchten wir uns nicht gerade. Aber so ganz wohl fühlen wir uns dabei nicht. Was nicht genau unseren Vorstellungen entspricht, ist uns suspekt.

Meine aussersinnlichen Erlebnisse
Ich habe in meinem Leben etliche aussersinnliche Erlebnisse gehabt. Eigentlich rede ich nicht gerne darüber. Die Reaktion meiner Zuhörer hindert mich meistens daran. Dass sie mich für nicht ganz gebacken halten, sieht man ihnen an. Nur zu engeren Freunden, die mich gut kennen, habe ich so viel Vertrauen, dass ich mich ihnen anvertrauen kann. Denn manchmal muss ich darüber reden, weil die Erlebnisse mich so beschäftigen.

Ich kann diese «Zustände», so will ich sie nennen, nicht bewusst herbeiführen. Sie geschehen einfach so. Und so lange es geschieht, ist das Ganze so selbstverständlich und «normal» wie der gewohnte Alltag. Erst hinterher wundere ich mich und will begreifen, was da geschehen ist. Manchmal sage ich auch zu mir, jetzt spinnst du, weil es auch für mich schwierig ist, etwas zu akzeptieren, was in der Realität so nicht verankert ist. Deshalb suche ich dann das Gespräch mit einer vertrauten Person.

Woher kommt das Reise-Souvenir?
Ein Beispiel: Ein Freund von mir kam von einer Reise zurück. Ich hatte ihn gebeten, mir einen Stein von dort mitzubringen. Diesen nahm ich in die Hand. Und vor meinem inneren Auge sah ich, woher er stammte. Ich konnte meinem Freund ganz genau beschreiben, wo dieser Stein gelegen, wie die Umgebung ausgesehen hatte. Meine Beschreibung stimmte in allen Details. Obwohl die Landschaft für Afrika sehr untypisch war.

Der Stein hatte an einem Ort gelegen, wo Menschen aufs Grausamste misshandelt worden waren. Und jetzt interpretiere ich: Dieses Grauen war immer noch irgendwie erhalten geblieben und hat sich mir mitgeteilt.

Die Vesper
Mein allererstes Erlebnis dieser Art fand in der Klosterkirche auf dem Wesemlin, Luzern, statt. Ich nahm das erste Mal an einer Vesper teil. Damals gab es dort noch viele Kapuziner im Kloster. Sie sangen in dieser Vesper Psalmen. So etwas hatte ich noch nie gehört. (Ich bin evangelisch). Plötzlich sah ich, dass der Mittelgang in der Kirche in eine Richtung schräg nach oben führte. Komisch, dachte ich, wer baut so etwas. Dann befand ich mich aufs Mal in der Höhe über den Köpfen der Kapuziner. Ich sah auf ihre Köpfe herunter. Aber es war so normal. Nicht irgendwie verwunderlich.

Dann fand ich mich wieder in der Bank sitzen. Erst da wunderte ich mich. Ich wollte vor mir selbst abstreiten, was da eben passiert war. Ich wollte mich zwingen, es zu verleugnen. Aber ich wusste genau, dass es Realität gewesen war, was ich da erlebt hatte. (Siehe Kasten «Ausserkörperliche Erfahrung»)

So ist es mir bis jetzt immer gegangen. Es bringt mich dazu, die Welt anders zu formulieren, sie unfassbarer, unkontrollierbarer zu sehen. Es macht mich unruhig. Da ist so viel mehr, als wir wissen; so viel mehr an einer Welt, die neben uns, auch in uns stattfindet.

Was ist mit den Wundern?
Warum ich dies schreibe? Sicher nicht, um damit Aufmerksamkeit zu erringen. Vielleicht nur, um mich selbst zu begreifen. Und dass diese Welt, die wir als so selbstverständliche Realität ansehen, viel mehr ist, als wir denken.

Um noch einmal zum Anfang zurückzukommen. Die meisten von uns glauben nicht an die Wunder in der Bibel. Aber ich wundere mich, wenn man heute Wundern ungläubig gegenübersteht. Waren denn Wunder nur eine Zeiterscheinung? Und dann war damit Schluss?

Sind wir, je mehr wir über unsere Welt wissen, ungläubiger geworden? Klar, wir wissen heute, wie Erdbeben entstehen und was bei einer Sonnenfinsternis geschieht. Doch: wir sind vom Aberglauben nicht weit entfernt! (Siehe der Dreizehnte …)

Vielleicht brauchen wir heute mehr denn je Träume und Ahnungen. Denn wir wissen inzwischen, dass uns das «Machbare» an den Rand einer weltweiten Krise gebracht hat.

Werden wir sinnlicher! Ein Computer kann sich nicht freuen.

Ausserkörperliche Erfahrung
WLu. Das zweite Phänomen, das unsere Autorin beschreibt, kann wohl als «ausserkörperliche Erfahrung» beschrieben werden. Dazu in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia»: «Ausserkörperliche Erfahrung (AKE), englisch out-of-body experience, ist ein Erlebnis, bei dem sich die Betroffenen nach eigenen Angaben ausserhalb ihres eigenen Körpers befinden. Manche können dabei ihren eigenen ruhenden Körper betrachten (eine Variante einer Autoskopie).»