Ukrainerinnen im Kapuzinerinnen-Kloster

Das Kloster Gerlisberg gibt Flüchtlingsfrauen aus der Ukraine Asyl. Die Begründung: «Wir können nicht immer nur von Liebe und Barmherzigkeit reden. Wir müssen die Worte Taten umsetzen.»

Der Krieg in der Ukraine beschäftigt uns sehr. Wir beten jeden Tag für den Frieden und die leidgeprüften Menschen – voller Mitleid mit den Menschen im Kriegsgebiet und auf der Flucht.

In einer Abstimmung haben alle Schwestern Ja gesagt zur Aufnahme der Flüchtlinge. Am 25. März 2022 war es dann so weit. Die ersten Ukrainerinnen kamen in unser Kloster. 15 Betten stehen bereit. Dazu noch ein Aufenthaltsraum und ein Ort mit WLAN-Anschluss und eine kleine Küche. Nach und nach füllt sich unser Gästehaus.

Viel hat sich für uns nicht geändert am klösterlichen Alltag. Zu Deutsch, Englisch und Suaheli haben sich jetzt Ukrainisch, Russisch und Italienisch gesellt. Wenn die Sprachkenntnisse nicht ausreichen, wird das Handy zur Hilfe genommen. Wenn die Frauen nicht gerade mit den Behördengängen beschäftigt sind, helfen sie uns im Kloster, gehen spazieren, lernen Deutsch oder suchen einen Job. Sie wollen so bald wie möglich wieder selbstständig sein.

Es sind jedoch auch Frauen dabei, die nichts anfangen können mit unserem strukturierten Tagesablauf. Sie sieht man nur wenn die Begleitgruppe sich bei uns trifft. Diese besteht aus Frauen und Männern aus der Pfarrei und aus dem Stiftungsrat. Sie unterstützen die Ukrainerinnen in verschiedenen Bereichen, wie z.B. beim Deutschlernen.

Das Einzige, wo wir Schwestern Abstriche machen müssen, ist bei der Stille. Wir brechen das Schweigen, vor allem auch bei den Mahlzeiten, damit die Ukrainerinnen sich aussprechen können. Bis jetzt haben wir aber das Zusammenleben mit ihnen als eine Bereicherung für unser Leben erfahren.


Raphael Märtens

Sr. Maria Raphael Märtens, Kapuzinerin
Lebt im Kapuzinerinnenkloster St. Anna, Gerlisberg, Luzern
Ist tätig in den verschieden Aufgabenbereichen des Klosters und ist auch über das Netzwerk in Kontakt mit den Menschen