Den Schrei der Armen und der Erde hören
Die Kapuziner haben ihr Generalkapitel beendet. Die Ordensleute senden zum Abschluss die Botschaft aus: „Wir wollen zum Zeichen der Einheit und des Friedens werden.“ Alle sechs Jahre treffen sich die Kapuziner aus aller Welt zu einem Generalkapitel. In diesem Jahr fand das 86. Treffen des Weltordens vom 25.8. bis zum 14.9. in Rom statt. Die Brüder vor Ort, darunter Br. Helmut Rakowski und Br. Christophorus Goedereis, diskutierten über die Zukunft des franziskanischen Ordens.
Außerdem wählten die Kapuziner ihren neuen Generalminister. Der Italiener Br. Roberto Genuin (Jahrgang 1961) wurde von seinen Mitbrüdern im ersten Wahlgang für sechs Jahre gewählt und tritt somit seine zweite Amtszeit als Generalminister des Ordens der Kapuziner an.
„Im Fokus des diesjährigen Treffens stand die Frage, welche Rolle wir Kapuziner in der Welt einnehmen wollen“, berichtet Br. Helmut Rakowski, Provinzial der Kapuziner in Deutschland, West-Österreich, Niederlande und Belgien. „Das zahlenmäßige Schwergewicht des Ordens verschiebt sich immer mehr in den Süden der Welt. Und obwohl sich das Kapuzinerleben in Indien oder im Kongo natürlich von dem in Italien oder Deutschland unterscheidet, wollen wir in dieselbe Richtung schauen und ein gemeinsames Charisma als franziskanische Ordensleute weltweit leben.“
„Überall hören wir den Schrei der Armen und den Schrei der Erde“, stellt das Abschlussdokument des Generalkapitels fest. Das fordere die Kapuziner heraus, ihren Einsatz in den vielfältigen Krisen- und Kriegsgebieten brüderlich, prophetisch und missionarisch fortzusetzen und zu stärken: „Der Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung ist ein Erkennungsmerkmal des Kapuzinerordens.“
Ein wichtiges Thema für den franziskanischen Orden ist auch die Zusammenarbeit der Brüder aus allen Teilen der Welt und die gesellschaftliche Pluralität, in der die Or-densleute leben. „Die Universalität des Evangeliums und die Interkulturalität unseres Charismas als Kapuziner sind ein Geschenk“, sagt Br. Helmut. Dieses Geschenk be-deutet laut Abschlussbotschaft des Kapitels konkret, „Zeugen einer grenzüberschrei-tenden Geschwisterlichkeit zu sein“. Damit stelle sich der Orden klar gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus, so der Provinzial der Vier-Länder-Provinz.
Aus der Schweizer Provinz war Bruder Josef Haselbach vor Ort. Er wird im Kapuziner-Magazin ITE 2025/5 einen persönlichen Bericht schreiben.