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ITE 2025/2 Barmherzigkeit: Gott hat ein Herz für die Menschen

Edito: Liebe Leserinnen und Leser Der Kapuzinerorden hat viele heiliggesprochene Pförtner. Diese Brüder kamen am Klostereingang mit zahlreichen Menschen in Kontakt, hörten zu, gaben zu essen sowie zu trinken oder vermittelten Brüder für die Seelsorge. Kapuzinerklöster haben eine Suppenstube, manchmal auch Antonius- oder Konradstube genannt. Diese liegt meistens im Pfortenbereich. Ein Tisch und Stühle laden ein, sich in Ruhe zu stärken. «Suppe, Brot und Käse müssen die Brüder einem geben», sagt der Volksmund. Einen Apfel gibt es häufig auch dazu.

Diese gastfreundliche Tradition lebt weiter bis heute. Einige Klöster, die täglich mehrere Menschen verpflegen, habe sich sogar diesbezüglich spezialisiert und institutionalisiert. Ein Artikel in dieser Heftausgabe erzählt von der Luzerner Suppenstube beim Kapuzinerkloster Wesemlin. Vor allem in Frankfurt und Mailand verpflegen die Brüder täglich hunderte hungriger Menschen und bieten auch Duschen und medizinische Betreuung an.

Bei meinen Recherchen in Tansania, Indien und Albanien erfuhr ich, dass die Gemeinschaften oft noch eine «Dispensary» (kleines Spital) sowie Schulen hatten und sich teilweise in der Nahrungsmittel-Produktion engagierten. Christliche Mission lebt(e) nicht nur von Zeugnis geben und Liturgie feiern, sondern auch von sozialer Arbeit. Nach alter katholischer Tradition sind martyría (Zeugnis geben), liturgía (Gemeinsames Gebet, Gottesdienst) und diakonía (Dienst an den Menschen) die drei Grundvollzüge des Kirche-Seins. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil kennt die römisch-katholische Kirche auch noch koinonía (Gemeinschaft, lateinisch commúnio) als einer der Hauptaufträge, die den Sinn und Zweck der Kirche als institutionelle Organisation der Gläubigen begründen und legitimieren.

In dieser ITE-Ausgabe legen wir den Fokus auf die Werke der Barmherzigkeit, wie sie auf Jesus von Nazareth zurückgehen, die aber auch Franz von Assisi oder ein Bruder Klaus hochhielten. Gott hat ein Herz für die Menschen – und wir hoffentlich auch!

 

Pace e bene

 

Adrian Müller, Kapuziner, Chefredaktor

www.adrianm.ch